Über die Typendifferenzierung und Epidemiologie der Gruppe X der Pneumokokken

Zusammenfassung

• 1. Die Aufteilung der Pneumokokken der Gruppe X in die Typen IV bis XXXII bedeutet in wissenschaftlicher Hinsicht einen großen Fortschritt. Diese weitergehende Typendifferenzierung ist für epidemiologische und pathogenetische Fragestellungen von besonderem Interesse. Die neuen Typen sind von gleicher Konstanz wie die bisherigen „fixen” Typen I, II und III.

• 2. In bisher 364 Untersuchungen an 133 Trägern von Pneumokokken der Gruppe X—Gesunde und Kranke aller Altersklassen—ist die Zahl der serologisch nicht differenzierbaren Pneumokokken dieser Gruppe von 100% auf 3% reduziert worden. Besonders zahlreich waren die Typen VI, VIII, X, XI, XVIII und XIX vertreten. Es ist anzunehmen, daß wahrscheinlich alle vonCooper undPark festgestellten Pneumokokkentypen auch in Deutschland nachzuweisen sind; mit Sicherheit haben wir dies bereits bei 19 von 29 Typen beobachtet.

• 3. Unterschiede in dem Befallenwerden durch die einzelnen Typen der Gruppe X scheinen bei kranken und gesunden Personen, bei Erwachsenen und Kindern nicht vorzuliegen.

• 4. An einer Reihe von Beispielen wird gezeigt, daß die serologische Typendifferenzierung innerhalb der Gruppe X der Penumokokken von größter Wichtigkeit für praktische Fragen der bakteriologischen Diagnostik ist, darüber hinaus aber auch für Fragen der Epidemiologie und Pathogenese bestimmter Pneumokokkenerkrankungen.

• 5. Durch die serologische Typendifferenzierung vermag man zu zeigen, daß Personen, die über einen längeren Zeitraum überhaupt keine oder nur sporadisch Pneumokokken der Gruppe X in den oberen Atmungswegen beherbergen, Keimträger gegenüberstehen, die über eine längere Zeit hinaus Pneumokokken dieser Gruppe—und zwar des gleichen Typus!- im Nasen-Rachenraum aufweisen. Es handelt sich danach bei diesen um echte Keimträger! Der einwandfreie Nachweis ihres Vorkommens beweist die Richtigkeit der Feststellung von der Konstanz der Typen innerhalb der Gruppe X. (In diesem Zusammenhang werden kurz einige Fragen der Variabilität der Penumokokken behandelt.)

• 6. Bei allen agglutinatorisch untersuchten Pneumokokkenstämmen der Gruppe X wurden genaue Virulenzbestimmungen durchgeführt, die zeigen, daß Unterschiede bei den einzelnen Typen nicht vorliegen und die das Überweigen der sehr gering pathogenen Stämme innerhalb der Gruppe X zeigen.

• 7. Virulenzunterschiede konnten innerhalb dieser Gruppe weder bei den verschiedenen Typen noch nach der Herkunft der Stämme (obere Atmungswege Gesunder oder Krankheitsprozesse) beobachtet werden.

• 8. Die sich aus diesen Beobachtungen ableitenden Schlußfolgerungen werden für die Beantwortung epidemiologischer und pathogenetischer Fragestellungen herangezogen.