Zusammenfassung
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1.
Bei gebadeten, noch schuppenden Scharlachrekonvaleszenten lassen sich auch mit verfeinerter bakteriologischer Technik in den Schuppen keine Scharlachstreptokokken nachweisen. Es ist daher der Schluß zulässig, daß die Schuppen der Scharlachkranken nach Reinigung der Haut nicht anstecken, was den heutigen Auffassungen über die Pathogenese der Scharlachkrankheit entsprechen würde.
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2.
Nach der üblichen 6 wöchigen Isolierung lassen sich auf den Tonsillen sämtlicher zur Entlassung kommenden Scharlachrekonvaleszenten hämolytische Streptokokken nachweisen, die den Grund für die Häufigkeit der Heimkehrfälle auch bei abgeschuppten Individuen abgeben. Es ist daher die Entlassung nicht von der Beendigung der Schuppung, sondern von der Keimfreiheit der Mundhöhle abhängig zu machen. Es dürfte erstrebenswert sein, beim Scharlach ebenso wie bei der Diphtherie durch bakteriologische Untersuchung des Rachenabstriches vor der Entlassung die Möglichkeit der Heimkehrinfektionen wesentlich herabzusetzen, wenn nicht gar zu unterbinden.
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3.
Scharlachstreptokokken lassen sich in Scharlachkrankenräumen in der Luft, an den Wänden und an den Betten mit Leichtigkeit nachweisen. Diese Versuchsergebnisse stehen in guter Übereinstimmung mit den bekannten epidemiologischen Erfahrungen über den Mechanismus der Scharlachinfektion.
Literaturverzeichnis
Friedemann undDeicher, Dtsch. med. Wochenschr. 1926, Nr. 51.
Wien. klin. Wochenschr. 1927, Nr. 16.
Friedemann undDeicher, VIII. Mitteilung. Ist eine bakteriologische Disgnose des Scharlachs möglich und für die Praxis zu fordern? Dtsch- med. Wochenschr. 1927, Nr. 28.
Vas in Budapest hatte die gleichen Ergebnisse. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Abtl. 1, Orig.98, 159. 1926.
In diesem Zusammenhange sei auf die vonNeufeld (Dtsch. med. Wochenschr. 1922, S. 51) referierten BefundeStillmans (Amerika) hingewiesen. Dieser fand nämlich im Fußbodenstaub der Krankenzimmer an Pneumonie erkrankter Personen Pneumokokken sehr viel häufiger als in den Zimmern anderer Kranker, auch entsprachen die Typen (I und II) der in den ersten Zimmern gefundenen Keime den bei Lungenentzündung am häufigsten vorkommenden.
Additional information
(Aus dem Städtischen Rudolf-Virchow-Krankenhaus und dem Institut „Robert Koch” [Infektionsabteilung].—Dirigierender Arzt: Prof.U. Friedemann, Mitglied des Instituts „Robert Koch”.
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Deicher, H. Weitere experimentelle und klinische Untersuchungen über den Scharlach. Zeitschr. f. Hygiene. 108, 167–180 (1927). https://doi.org/10.1007/BF02176579
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02176579