Zusammenfassung
Die in Mitteldeutschland auf Veranlassung des Reiches durchgeführte verstärkte Typhus- und Ruhrbekämpfung hat trotz ihres nur 2 1/2 jährigen Bestehens in gleicher Weise wie die frühere Typhusbekämpfung im Südwesten des Reiches zu folgenden Ergebnissen geführt:
Die Typhusmorbiditätsziffer, welche im Bekämpfungsgebiete in Mitteldeutschland, auf 10 000 Einwohner berechnet, im Jahre 1921 5,3 betragen hatte, sank im Jahre 1922 auf 3,5 und 1923 auf 3,8.
Die eigentlichen Typhusherde sind die gesund erscheinenden Dauerausscheider von Typhusbacillen=Bacillenträger.
Für die Weiterverbreitung des Typhus kommen wesentlich die leichten und die atypischen Typhuserkrankungen namentlich von Kindern in Betracht.
Die leichten und die atypischen Fälle bilden die überwiegende Mehrheit der Typhuserkrankungen, können aber mittels der gesetzlichen Anzeigepflicht nur zum kleinsten Teile erfaßt werden und müssen daher besonders aufgesucht werden. Hierzu sowie zu der gleichzeitigen Aufspürung der Bacillenträger sind Untersuchungen erforderlich, die meistens monatelang systematisch fortgeführt werden müssen.
Von den Typhuskranken bleiben 1% dauernd Bacillenträger.
Am 30. November 1923 standen im Bekämpfungsgebiete 111 Bacillenträger unter der Beobachtung der Untersuchungsanstalten; außerdem waren Untersuchungen über 53 wahrscheinliche Bacillenträger im Gange. Die Anzahl der von den Bacillenträgern ausgegangenen Infektionen betrug im Jahre 1922 139, im Jahre 1923 94.
Es ist beklagenswert, daß infolge der Not der Zeiten diese vorbildliche systematische Typhusbekämpfung in Mitteldeutschland ein frühes Ende finden mußte. Mögen bald wieder günstige Verhältnisse einkehren, die es ermöglichen, den verstärkten Kampf gegen diese verderbliche Seuche von neuem aufzunehmen.
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Zur Veröffentlichung überlassen vom Reichsgesundheitsamt.
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Wodtke, A. Die planmäßige Bekämpfung des Typhus in Mitteldeutschland in den Jahren 1921–1923. Zeitschr. f. Hygiene. 103, 304–320 (1924). https://doi.org/10.1007/BF02176464
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