Zusammenfassung
Nach unserer Auffassung kann man von einer funktionellen Orthopädie nur dann sprechen, wenn wir die neuro-motorischen Abläufe in ihrem vollen Funktionszustand beeinflussen, also am Tage. Nur so erhalten die dabei verwendeten Behelfe den Charakter eines Übungs- und Trainingsgerätes. Dabei scheint uns der Mundvorhof der ideale Operationsraum zu sein, weil wir nur von dort aus die mimischen Funktionen wie auch die Funktionen der Lippenschließmuskulatur in direkter Weise beeinflussen können, zumal wir auch aus bengenannten Gründen gerade den Störfunktionen und Haltungsfehlern in der Mimik, besonders aber in der orolabialen Zone bei der Genese der Dysgnathien größte Bedeutung beimessen. Zudem können wir feststellen, daß durch die Behebung des „offenen Bisses”, mimischer Entgleisungen und Störfunktionen sich auch die Kau- und die Zungen-Schluckmuskulatur zu einer normgemäßen Bewegungs- und Haltefunktion umstellt. Auf diese Weise kann eine der Norm entsprechende, wohlausgeglichene myodynamische Balance im gesamten orofacialen System wieder hergestellt werden, wobei die Hauptaufgabe der dabei verwendeten Behelfe in der Umorientierung, Umregelung der Neuromotorik liegt.
Die formativen Veränderungen, die wir bei unserer orthopädischen Behandlung anstreben, sollen sich dabei soweit als möglich in der Folge als Anpassung an die veränderte myodynamische Balance, aber auch als Nachholen einer nunmehr enthemmten Entwicklung ergeben. Nur wenn hereditäre, endogene Faktoren in besonderer Weise eine Fehlentwicklung herbeigeführt haben oder wenn besonders schwierige Teilaufgaben, wie Lückenöffnungen, Dystopien einzelner Zähne durch funktionsregelnde Wirkung nicht zu lösen sind, werden zusätzlich noch funktionsaktive Elemente verwendet. Dabei ist die Größe der Entwicklung, wie sie allein durch funktionsregelnde Wirkung zustande kommt, beachtenswert. Sie steht Dehnungseffekten mit aktiven Platten kaum nach, übertrifft diese jedoch nach unseren Erfahrungen in bezug auf die sagittale Entwicklung, wobei die Nachentwicklung der apikalen Basis besonders hervorzuheben ist.
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Fränkel, R. Funktionskieferorthopädie vom Mundvorhof aus mit „Funktionsreglern”. Fortschritte der Kieferorthopädie 23, 459–480 (1962). https://doi.org/10.1007/BF02170457
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