Zusammenfassung
Von 43 Personen, die teils normale Gebißverhältnisse aufwiesen (15), teils alle Zähne verloren hatten (16) und teils totale Prothesen trugen (12), wurden Schleimhautabstriche von Zahnfleisch und Tonsillarregion qualitativ und quantitativ kulturell untersucht. Das Alter der Zahnlosen und Prothesenträger lag zwischen 65 und 97 Jahren.
Dabei ergab sich, daß die Gesamtkeimzahl bei den Zahnlosen (gegenüber den Kontrollen mit vollständigem Gebiß) auf etwa ein Sechstel vermindert war und beim Eingliedern einer Prothese um ein weniges wieder anstieg. Die Anaerobier verhielten sich dabei nicht anders als die Aerobier, verschwanden beim Zahnlosen also keineswegs völlig. Die Zahl der vergrünenden Streptokokken nahm im gleichen Verhältnis ab bzw. zu. Eine deutliche Verminderung ihrer Zahl erfuhren auch Lactobazillen, Hefen, Leptotrichien und Veillonellen mit dem Verlust der Zähne, doch erreichten diese Keime in der Regel beim Tragen einer Prothese wieder ihr Ausgangsniveau und überstiegen es nicht selten. Staphylokokken und lactosepositive Enterobacteriaceen scheinen bei zahnlosen und prothesentragenden alten Menschen zahlreicher zu sein und häufiger vorzukommen als bei Erwachsenen mit vollständigem Gebiß. Abgesehen von der Zunahme dieser beiden Keimgruppen betrafen die beschriebenen Veränderungen fast ausschließlich die Flora der Gingivaschleimhaut, während die mikrobielle Situation in der Tonsillengegend auffallend stabil blieb.
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Stechmann, A., Berger, U. Über einige Veränderungen der Mundflora im Alter. Zeitschr. f. Hygiene. 150, 18–28 (1964). https://doi.org/10.1007/BF02162785
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