Zusammenfassung
Die bisherige geomorphologische Erforschung der Alpen hat u. a. deutlich gemacht, daß die Gebirgsformung das Ergebnis eines diskontinuierlichen, in deutliche Phasen gegliederten Abtragunsprozesses ist. Dieser hat ein ausgesprochenes Stockwerkrelief erzeugt. In den ganzen Alpen ist die Höhenregion durch mehr oder weniger gut erhaltene Restformen einer Altlandschaft ausgezeichnet, deren Reliefspannung im O einer hügeligen Peneplain, im W einer Mittelgebirgslandschaft entspricht. Unter diesen Altformen senken sich die steiler geböschten, longitudinal und transversal gestuften Talkanäle in den Gebirgskörper ein. In den Ostalpen besitzt die Altlandschaft («Raxlandschaft», «Firnfeldniveau») mittelmiozänes Alter. Da in den westlichen Alpen die intensiven tektonischen Bewegungen bis zur Wende vom Miozän zum Pliozän angedauert hatten, sind die hier ebenfalls erhaltenen hohen Altformen erst im Frühpliozän entwickelt worden.
Die grundsätzliche Übereinstimmung der großen Formzüge von Ost- und Westalpen, welche sich auch in der Übergangszone der beiden Alpenteile beobachten läßt, scheint auf eine einheitliche Entwicklungsgeschichte hinzuweisen, gegen deren Annahme jedoch die chronologischen Befunde sprechen könnten. Es werden einige Möglichkeiten zur Lösung dieses Widerspruchs diskutiert; unter ihnen verdiente namentlich die Arbeitshypothese eine nähere Überprüfung, welche einsukzessives Ausstreichen oder Ausgehen der ostalpinen Altsysteme und eine allmähliche Aufbiegung der jüngeren Talniveaus gegen W hin annimmt. Die Formverwandtschaft der Raxlandschaft des Ostens mit den ältesten Reliefstockwerken des Westens würde sonach bedeuten, daß alle Alpenteile im großen wohl dem gleichen Entwicklungsprozeß von einem Flach- oder Mittelrelief zu einem Steilrelief unterworfen waren, daß aber diese Entwicklung im O viel früher begonnen hat als im W und sich allmählich in dieser Richtung fortsetzte. Zum Schluß werden einige Methoden besprochen, deren Anwendung uns der Lösung dieses bedeutenden Korrelationsproblems näherbringen könnte. Unter ihnenkommt der präzisen Fixierung des präglazialen Formsystems für die morphogenetische Interpretation der alpinen Landschaft besondere Bedeutung zu.
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Annaheim, H. The chronological correlation of the morphologic development in the Eastern and Western Alps. Experientia 6, 121–125 (1950). https://doi.org/10.1007/BF02153083
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