Lungenblutungen und ihre Ursachen bei Conteben-(Tb I/698-) Behandlung

Zusammenfassung

Es wird erneut herausgestellt, daß es sich bei den meisten tuberkulösen Hämoptysen um entzündlich-allergische Blutungen handelt, denen die Diapedeseblutungen und die vegetativ-nervös bedingten Lungenblutungen gleichzustellen sind. Ihre unmittelbare Beeinflussung durch Novocain beweist die allergische bzw. vegetativ-nervöse Genese. Den entzündlich-allergischen Lungenblutungen geht manchmal eine erhöhte Capillardurchlässigkeit der Haut und eine leichte Gerinnungsstörung durch Prothrombinmangel parallel. Diese pathologischen Gefäß- und Gerinnungsfaktoren bei Lungentuberkulose sind als weitere Symptome einer Entzündung und Allergie, nicht aber als Ursache der Lungenblutungen anzusehen.

Eine Literaturübersicht zeigt die bisher beschriebenen Blutungssymptome oder Blutungsneigungen bei Contebenbehandlung. Auf Grund eigener Beobachtungen von 14 Patienten mit Lungenblutungen bei 307 mit Conteben behandelten Fällen und einem entsprechenden Vergleichsmaterial ohne Contebenmedikation muß die Auslösung von Hämoptysen durch Conteben bejaht werden. Trotzdem konnte eine Abnahme der Lungenblutungen bei Contebentherapie konstatiert werden, wenn man blutige Beimengungen im Auswurf nicht in den Begriff “Hämoptoe” einschließt. Es wurde versucht, den Nachweis zu erbringen, daß die gehäuft in den ersten Behandlungswochen auftretenden Hämoptysen nach Conteben als tuberkulotoxisch-allergische Reaktion im Sinne eines unerwünschten überschießenden therapeutischen Effekts anzusehen sind; sie entsprechen entzündlich-allergischen Blutungen und Hämoptysen, wie sie nach Tuberkulin-injektion als Herdreaktion auftreten können. Mit den Lungenblutungen nach Contebenmedikation treten in vielen Fällen—wie bei den entzündlich-allergischen Blutungen-Hautcapillarschädigungen, Gerinnungsverlangsamungen und Hypoprothrombinämie auf. Diese Symptome kommen aber auch bei Patienten ohne Hämoptoe in den ersten Behandlungswochen gehäuft vor. Auf die praktische Bedeutung dieser allergisch bedingten pathologischen Gefäß- und Gerinnungsfaktoren im Hinblick auf kollapstherapeutische Eingriffe wird hingewiesen.