Zusammenfassung
Nach einem kurzen Hinweis auf die wichtigsten Arbeitshypothesen der Silikoseforschung wird über Versuche berichtet. bei denen weißen Ratten und Mäusen intraperitoneal Kieselsäuresol verabreicht wurde. Da eine einmalige Injektion kcine pathologischen Veränderungen bewirkt, eine mehrmalige Verabreichung der gleichen Menge aber zu einer deutlichen Bindegewebsbildung führt, wurde auch weißen Ratten durch intratracheale Injektion 27.5 mg Aerosil in 7 Gaben innerhalb von 60 Tagen verabreicht. Schon nach 24 Tagen konnten wir eine Fibrose 1. Grades beobachten. die jedoch bis zum 60. Tag nur wenig fortgeschritten war. Auffallend hatten die Granulome an Zahl zugenommen. Unter gleichen Versuchsbedingungen wurde einer anderen Gruppe weißer Ratten ein Reaktionsgemisch von Kieselsäuresol und Ribonucleinsäure (17,5 mg innerhalb von 60 Tagen) gespritzt. Durch die zusätzliche Verabreichung von Ribonucleinsäure war es moglich, schon innerhalb von 30 Tagen eine Fibrose 2. Grades zu erzeugen und nach 60 Tagen eine solche 2.–3. Grades.
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Schlipköter, H.W., Rothes, I. Die Entstehung einer nodulären Fibrose nach intratrachealer Injektion eines Kieselsäuresols in Rattenlungen. Zeitschr. f. Hygiene. 142, 487–501 (1956). https://doi.org/10.1007/BF02150201
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