Auftreten gehäufter Einzelerkrankungen und Gruppenerkrankungen durch Salmonella panama und Salmonella-Typen der Paratyphus C-Gruppe im Lande Nordrhein-Westfalen 1950/1951

Zusammenfassung

Es wird über die amtlichen Ermittlungsergebnisse der Dienststellen des öffentlichen Gesundheitsdienstes im Lande Nordrhein-Westfalen berichtet, die in den Jahren 1950 und 1951 anläßlich des Auftretens gehäufter Einzel- und Gruppenerkrankungen I) durch Salmonella-Panama (287 amtlich und bakteriologisch-serologisch ermittelte Fälle) sowie II) durch Salmonella-Typen der ParatyphusC-Gruppe (131 amtlich und bakteriologisch-serologisch ermittelte Fälle) gewonnen wurden:

• 1. Die Erkrankungen durch S. p. traten ohne Epidemiecharakter im Lande NRW in den Monaten Juni bis September 1950 gehäuft auf und betrafen die Angehörigen der Altersgruppen von 0–75 Jahren unter Bevorzugung der Altersgruppen von 15–25 und 35–65 Jahren;

• 2. bei der S.p.-Erkrankung handelt es sich um eine „sekundäre Paratyphose“ im Sinne vonFrancke undGoerttler, bei der gegenüber dem Ursachenfaktor „Infektion“ der Faktor „Prädisposition“ überwiegt.

• 3. Für das Zustandekommen einer Infektion des Organismus mit S. p., dessen ubiquitäres Vorkommen sichergestellt wurde, bilden exogene Umweltfaktoren (klimatische, thermische Faktoren; Anreicherung der Erreger in Lebensmitteln mit Virulenzsteigerung) sowie endogene Dispositionsfaktoren (individuelle Infektionsbereitschaft) die wesentlich mitwirkenden Konditionsfaktoren;

• 4. neben dem im allgemeinen leichten, durch gastro-enteritische Symptome gekennzeichneten Krankheitsverlauf kam es in Einzelfällen bei völligem Fehlen einer Infektionsabwehr des Organismus zu schweren, typhoiden Krankheitsbildern und auch zu einer lethargischen, tödlich endenden Krankheitsentwicklung.

• 5. Die durch Salmonella-Typen der Paratyphus C-Gruppe verursachten Krankheitsbilder zeigten den Verlauf einer spezifisch-bakteriellen Lebensmittelvergiftung, dessen Schwere in Abhängigkeit von der Erregeranreicherung im Erregervehikel und von der Erregervirulenz stand.

• 6. Die schweren Verlaufsformen zeigten einen typhoiden Krankheitstyp, in 3 Fällen mit letalem Ausgang.

• 7. Bei der Ermittlung der Infektkette und des Infektübertragungsmodus anläßlich einer größeren Gruppenerkrankung durch Salmonella Typ München ließ sich die infektätiologische Bedeutung von Bazillendauerausscheidern auch für die Salmonella-Typen der Paratyphus C-Gruppe nachweisen, die über den Weg des Lebensmittels als Erregervehikel eine Ausbreitung der Erkrankungen mit epidemischem bzw. endemischem Charakter hervorzurufen vermögen;

• 8. in zeitlichem Zusammenhang mit dem Auftreten gehäufter Erkrankungen durch Salmonella-Typen der Paratyphus C-Gruppe im Jahre 1951 konnten amtlich ermittelt werden:

  a) 3 Erkrankungen durch S. Bredeney sowie b) je 2 Erkrankungen durch S. Brandenburg, durch S. Give und durch S. Oranienburg.