Zur Interpretation elektronenmikroskopischer Bakterienbilder insbesondere der Coli-Gruppe

Zusammenfassung

Infolge geringerer Massendichte kontrastieren die Orte der Kernäquivalente der Bakterien der Coli-Typhus-Gruppe im elektronenmikroskopischen Bild gegenüber einem RNS-reichen Cytoplasma als helle Bläschen. Bei Kokken, Corynebakterien, Mycobakterien, Actinomyceten kontrastieren die Orte der Kernäquivalente nach bisherigen Befunden nicht. Unter besonderen Bedingungen (Bildung von L-Formen bei E. coli, B. proteus) (Karyoidstadium) können durch Vergesellschaftung mit größeren Mengen RNS die Orte der Kernäquivalente als dunkle Körper sichtbar werden. Bei gewissen Bacillen und im sporogenen Mycel von Actinomyceten haben wir einen entsprechenden Kontrast beobachtet. Die Orte der Mitochondrienäquivalente erhalten ihren Elektronenkontrast durch Phosphatanhäufungen. Die Mitochondrienäquivalente dürften zu den Kernäquivalenten einiger Bakterienarten (Corynebakterien, Mycobakterien) in regelmäßiger räumlicher Beziehung stehen. Der schwache Elektronenkontrast der Kernäquivalente der Bakterien würde auf eine sehr geringe Menge genetischen Träger-materials schließen lassen. Auffällig wird dieser Befund bei Vergleichen mit Kernen kleiner Protozoen (Toxoplasmen), deren mitochondriale Phosphatkörper etwa die Größe der homologen Körper der Bakterien besitzen. Ihr Zellkern kontrastiert im Falle der RNS-Freiheit des Zellleibes der Protozoen bei entsprechender relativer Größe elektronenmikroskopisch im allgemeinen deutlich als dunkler runder Körper. Metaphyten- und Metazoenkerne besitzen in Schnitten ebenfalls eine höhere Elektronenstreuung als das Cytoplasma.