Beobachtungen und Bemerkungen über die Endausbreitung des vegetativen Nervensystems

Zusammenfassung

Als Endapparat des vegetativen Nervensystems ist das nervöse Terminalreticulum zu betrachten. Bei Verwendung von Silbermethoden erscheint es als eine aus feinsten fibrillären Waben bestehende, syncytiale Neuroplasmamasse, welche die Zellen des Erfolgsorganes wie ein Schleier umhüllt und mit zarten Ausläufern in das Plasma der versorgten Zellen hineinversenkt ist. Da zwischen Terminalreticulum und den kernhaltigen, mitSchwannschem Leitgewebe ausgestatteten Plasmasträngen keine scharfe Grenze besteht, können am Terminalreticulum auchSchwannsche Kerne gefunden werden.

Im einzelnen wird das Terminalreticulum an glatten Muskelfasern, an Blutgefäßen, an exkretorischen und inkretorischen Drüsenzellen, an Bindegewebszellen und an Ganglienzellen gezeigt. Da feinere, nervöse Einrichtungen als das Terminalreticulum mit unseren Methoden einstweilen nicht aufzufinden sind, so kommt dem Terminalreticulum die Übertragung nervöser Impulse auf die Erfolgszelle zu. Die in der Wand des Sinus caroticus befindlichen, bäumchenartigen afferenten Endapparate endigen in der Adventitia in einem Terminalreticulum, dem “neuro-vegetativen Receptorenfeld”Sunder-Plassmanns.

In der Existenz des Terminalreticulums, sowohl in der Peripherie wie auf dem Körper der Ganglienzellen, wird ein wichtiger morphologischer Beweisgrund für die syncytiale Konstruktion des vegetativen Nervensystems erblickt. Daher wird eine Gliederung des vegetativen Nervensystems in einzelne, “hintereinander geschaltete Neurone” im Sinne vonLangleys Theorie abgelehnt. An den Ganglienzellen der menschlichen Nebenniere kommt es neben dem Terminalreticulum noch zur Entwicklung eigentümlicher, kolbenförmiger, teilweise intraplasmatisch gelagerter Endapparate von verschiedener Größe und Zahl.