Zusammenfassung
An der Hand einiger Fälle, die mit Wahrscheinlichkeit, trotz Fehlens des Obduktionsbefundes, als Lungenlues angesprochen werden müssen, wird dargetan, daß diese Erkrankung das Symptomenbild verschiedener Formen von Lungentuberkulose nachahmen kann. Als charakteristisch scheint die völlige Tuberkulinanergie erwähnenswert. Da selbst der Obduktionsbefund nicht immer eine Klärung über das gleichzeitige Bestehen von Lues und Tuberkulose der Lunge bringen kann, kann die klinische Klärung solcher Fälle meist nicht über die einer Wahrscheinlichkeitsdiagnose hinausgedeihen, zumal da die Lues sehr häufig den Verlauf tuberkulöser Erkrankungen atypisch gestaltet, wie an einer Reihe von Fällen dargetan wird. Bei der Vielfältigkeit der Symptomatologie der Lungentuberkulose ist die Beurteilung des günstigen oder ungünstigen Einflusses der Lues auf die Tuberkulose der Lunge nur unter Berücksichtigung der ursprünglichen Form und Prognose des Falles sowie seines weiteren Verlaufes möglich. Wenn auch zumeist die Lues einen ungünstigen Einfluß auf die Tuberkulose hat, so können doch auch gegenteilige Beobachtungen, z. B. unter dem Einfluß einer antiluischen Therapie, gemacht werden. Schließlich wird daraufhingewiesen, daß bei der Differentialdiagnose Lues der Lunge oder Neoplasma derselben in einem luischen Individuum die Wahrscheinlichkeit meist für letztere Diagnose spricht.
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v. Frisch, A.V. Lues und Lunge. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 84, 390–410 (1934). https://doi.org/10.1007/BF02143565
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