Zusammenfassung
Die vorliegenden klinischen und tierexperimentellen Untersuchungsergebnisse haben uns bisher zu folgenden Schlußfolgerungen kommen lassen:
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1.
Klinische Anhaltspunkte für die Annahme einer generellen Vitamin B2-Hypo-oder Avitaminose unter Isonicotinsäurehydrazideinwirkung waren am Menschen nicht zu gewinnen. Zusätzliche therapeutische Gaben von Lactoflavin zur Behebung des fragwürdigen B2-Vitaminmangels sind daher unbegründet.
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2.
Am Meerschweinchen ließen sich Anhaltspunkte für eine tuberkulostatische Wirkung von Lactoflavin nicht finden; dementsprechend wird auch ein synergistischer Effekt zusätzlicher Vitamin B2-Gaben zur INH-Therapie im Sinne einer Steigerung der tuberkulostatischen Wirksamkeit auch in der Literatur abgelehnt.
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3.
Bei der experimentellen Meerschweinchentuberkulose konnte unter Lactoflavin eine Vorverlegung des Generalisationstermins beobachtet werden, wie wir ihn auch schon unter Vitamin B6-Einwirkung beschrieben haben. Im gewissen Gegensatz zu Vitamin B6 jedoch kommt es unter Vitamin B2 eher zu einer Progression exsudativer Veränderungen und zum Ausbleiben bindegewebiger Abgrenzungen an allen untersuchten Organen. Sicher lassen sich diese tierexperimentellen Untersuchungsbefunde nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen. Sie mahnen aber zur Vorsicht gegenüber wohl meistens unnötigen, routinemäßigen zusätzlichen Anwendung von Vitamin B2 im Rahmen einer Isonicotinsäurehydrazid-Therapie. Auf einzelne Wechselwirkungen im Intermediärstoffwechsel unter Vitamin B2 und B6, sowie auf den Einfluß von Vitamin B12 auf die experimentelle Meerschweinchentuberkulose gehen wir in anschließenden Arbeiten ein.
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Tünnerhoff, F.K., Schwabe, K.H. & Petzold, J. Klinische und tierexperimentelle Untersuchungsergebnisse zur Frage der Zweckmäßigkeit der zusätzlichen Anwendung von Lactoflavin im Rahmen der Isonicotinsäurehydrazidtherapie. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 121, 633–640 (1960). https://doi.org/10.1007/BF02143136
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02143136