Zusammenfassung
Es wird über 85 Kranke einer Kombination von Diabetes mellitus mit Tuberkulose aus einer 3jährigen Beobachtungszeit berichtet. Die eigenen Erfahrungen über klinischen Verlauf und Behandlung werden mit den Ergebnissen der Literatur verglichen. Dabei verdienen folgende Charakteristika besonders hervorgehoben zu werden:
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1.
Mit einer wohl 10fach höheren Tuberkulosemorbidität gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt steht die prädisponierende Rolle des Diabetes außerhalb jeden Zweifels.
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2.
Endogen bedingte Insulinresistenz begünstigt Auftreten und Fortschreiten einer Tuberkulose ganz besonders.
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3.
Die neuzeitlichen Grundsätze der Diabetestherapie einschließlich kohlenhydratreicher Nahrung mit relativ knapper Fettzuteilung müssen auch beim Kombinationskranken Anwendung finden.
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4.
Gelingt es unter Berücksichtigung der durch die Tuberkulose gegebenen Besonderheiten, den Diabetes gut einzustellen, so ist er für kein Behandlungsverfahren der Lungentuberkulose eine Kontraindikation. Auch die Thiosemicarbazone wirken dann wie bei Stoffwechselgesunden.
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5.
Bei konsequenter Therapie der Kombinationskrankheit läßt sich die Prognose der Tuberkulose wesentlich verbessern.
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6.
Auf die Wichtigkeit sorgfältiger Prophylaxe wird hingewiesen. Halbjährliche Durchleuchtungen aller Diabetiker werden gefordert. Jede Stoffwechsel-verschlechterung verpflichtet zur Anfertigung einer Röntgenaufnahme der Lunge.
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7.
Zu erfolgreicher Therapie wird die Zusammenfassung aller Kombinationskranken in wenigen zentral gelegenen Krankenhäusern mit fachärztlicher Versorgung für beide Leiden gefordert. Der gleiche Grundsatz muß für eine Heilstättenbehandlung gelten, welche den Kranken nicht vorenthalten werden darf.
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Vieth, G. Beitrag zur Kombinationskrankheit Diabetes mellitus und Tuberkulose. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 104, 436–449 (1951). https://doi.org/10.1007/BF02143050
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