Zusammenfassung
In der zweiten Hälfte des Februar 1937 wurden in der Lungenfürsorge Tilsit mehrere Fälle aufflackernder Lungentuberkulose nach Grippe beobachtet. Die Analyse dieser Fälle ergab:
Als auslösende Ursache muß das Sensibilisierungswetter angesehen werden, das in Tilsit maritimes Klima mit naßkalter Witterung bedeutet. Das auslösende dieser Witterung besteht in dem Absinken des Luftdruckes beim Herannahen des Tiefs. Durch den Wechsel wird über die labilen Gefäße der Organismus für die Erkältungskrankheit sensibilisiert.
Das Anfangsinfiltrat ist primär nicht tuberkulös, es wird erst sekundär durch einwandernde Tuberkelbacillen infiziert. Die aufflackernde Tuberkulose ist eine Krankheit sekundärer Art, der immer eine Sensibilisierung vorangegangen sein muß.
Die praktische Nutzanwendung für die Arbeit der Lungenfürsorge besteht in einer verstärkten Beobachtung der bekannten latenten Fälle beim Herannahen eines Sensibilisierungswetters. Das Sensibilisierungswetter muß durch Wetterkarten und Wetterberichte des Rundfunks für den jeweiligen Ort erkannt werden. Engste Zusammenarbeit mit den praktischen Ärzten erleichtert die Arbeit der Lungenfürsorge.
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Räthling Grippe, Tuberkulose und Wetter. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 89, 480–488 (1937). https://doi.org/10.1007/BF02142847
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