Zusammenfassung
Auch der jetzige Krieg brachte eine Steigerung der Mortalität für die Lungentuberkulose mit sich. 1939 starben 36112 Personen an Lungentuberkulose, 1940 waren es 42989, und 1941 beträgt die Zahl der Lungentuberkulose-Todesfälle nach einer Statistik des Reichsgesundheitsamtes 49653. Trotzdem erreicht die Sterblichkeit kaum ein Drittel des Jahres 1918 mit 150000 Opfern. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß es sich diesmal vorwiegend um eine „Vorwegnahme von Todesfällen” handelt. Sie erklärt sich aus einer Vielzahl ungünstiger Faktoren, die im Krieg zu einer, unvermeidbaren Steigerung der Infektionsmöglichkeiten führten, und es ist deshalb im Krieg prognostisch ungünstiger, Träger einer aktiven oder ruhenden Lungentuberkulose zu sein. Die Zahl an Neuerkrankungen, besonders der Jugendslichen, ist im Vergleich zum Weltkrieg gering. Man kann darin einen Erfolg planvoller Tuberkulosenbekämpfung sehen, die nach den Erfahrungen des vorigen Krieges der Ernährung größte Beachtung schenkt. Lebensmittelzulagen für besonders Gefährdete und Erkrankte verfolgen das Ziel, genügende Abwehrkräfte gegen diese Volkskrankheit zu gewährleisten. Die Ergebnisse aus der Heilstätte „Rheinland” zeigen, daß die notwendige, Nahrungseinschränkung im Vergleich zu Friedensverhältnissen wohl einen Rückgang der Gewichtszunahmen bewirkt. Im Gegensatz zum Welktrieg ist aber nach den Erkenntnissen der Medizin der erhöhte Stoffwechsel der Lungentuberkulose noch ausreichend gedeckt, und die Gefahr eines Absinkens auf ein kritisches Nahrungsminimum, das für die katastrophale Wendung im Weltkrieg weitgehend verantwortlich zu machen ist, erscheint gebannt. Die allgemeine Reaktionslage der Organismen ist durch die kriegsbedingte Nahrungseinschränkung bisher kaum beeinträchtigt, und die Heilerfolge der geeigneten Kurpatienten bewegen sich durchaus im Rahmen normaler Zeiten. Die Untersuchungen und der bisherige klinische Verlauf bestätigen die Zweckmäßigkeit der ernährungspolitischen Maßhahmen für die Lungentuberkulösen, und man darf der berechtigten Meinung sein, daß die bisher aufgetretene Verschlechterung des Krankheitsbildes der Lungentuberkulose in diesem Krieg nicht ernährungsbedingt, sondern vorwiegend auf andere ungünstige Faktoren zurückzuführen ist.
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Pade, G. Ernährung und Lungentuberkulose im Krieg. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 99, 481–494 (1943). https://doi.org/10.1007/BF02142702
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