Zusammenfassung
Fasse ich meine Untersuchungen über den Keimgehalt des normalen Gewebes und über die Eintrittspforten der Bakterien in den Körper zusammen, so kann ich folgendes als Resultat derselben hinstellen:
Die Lunge kann im allgemeinen nicht als ein keimfreies Organ betrachtet werden. Am häufigsten sind die sporen bildenden Bakterien nachzuweisen. Neben diesen sind aber auch Pneumokokken und andere virulente Bakterien anzutreffen.
Starke Inspirationen vermögen von der Mundschleimhaut bakterienhaltige Tröpfchen abzureißen und dieselben bis in die peripheren Teile der Lunge zu bringen.
Auch schon beim Kauen oder Schlucken können Bakterien von der Mundschleimhaut abgelöst und mit dem Atemstrom in die Lunge transportiert werden. Von den Lungen werden die Keime in die Bronchialdrüsen gelangen.
Leber, Milz, Niere und Blut sind unter normalen Verhältnissen keimfrei.
Die makroskopisch intakte Darmwand ist nicht ganz undurchlässig für die Darmbakterien. Die durchtretenden Keime werden in Mesenteriallymphdrüsen zurückgehalten.
Auch die unverletzte Haut läßt Bakterien durch; diese werden in den Unterhautlymphdrüsen abgefangen.
Die Keimfreiheit der Organe und des Blutes beruht nicht so sehr auf der Undurchlässigkeit der Lunge, Darmwand und Haut, als auf der Undurchlässigkeit der Mesenterial- und übrigen Lymphdrüsen.
Literatur
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Beschreibung siehe vorhergehende Arbeit.
A. a. O. Beschreibung siehe vorhergehende Arbeit.
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Die übrigen vier waren steril; bei der Zusammenstellung unten sind sie nicht mit angeführt.
Klimenko, a. a. O. Die übrigen vier waren steril; bei der Zusammenstellung unten sind sie nicht mit angeführt.
A. a. O. Die übrigen vier waren steril; bei der Zusammenstellung unten sind sie nicht mit angeführt.
Über den Einfluß des Hungers auf die Bakteriendurchlässigkeit des Intestinaltraktus.Archiv für Hygiene. Bd. LIV. H. 4.
A. a. O. Über den Einfluß des Hungers auf die Bakteriendurchlässigkeit des Intestinaltraktus.Archiv für Hygiene. Bd. LIV. H. 4.
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Selter, H. Bakterien im gesunden Körpergewebe und deren Eintrittspforten. Zeitschr. f. Hygiene. 54, 363–384 (1906). https://doi.org/10.1007/BF02141842
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