Der Lungentuberkulöse und die berufliche Tätigkeit

Zusammenfassung

Die berufliche Tätigkeit, d. h. die Arbeit, ist ein Faktor unter vielen, die mit einer Tuberkulose-Erkrankung in Zusammenhang gebracht werden können.

Um feststellen zu können, inwieweit die berufliche Tätigkeit mit dem ersten Auftreten und dem Rezidiv einer Lungen-Tbc zusammenhängt, wird bei den in den Jahren 1955 und 1956 zur Kur verschickten Patienten untersucht, ob—wo—und was sie vor und nach dem Krankheitsschub gearbeitet haben.

Es zeigen sich dabei folgende Ergebnisse:

• 1. Es erscheint die Annahme berechtigt, daß verhältnismäßig mehr beruflich Abhängige (Arbeiter, Angestellte, Beamte) als Selbständige (Unternehmer, Landwirte, sonstige freie Berufe) an Tuberkulose erkranken.

• 2. Nach Einteilung in Kopf-, Innen- und Außenarbeiter ist unter Berücksichtigung der eigentlichen Tätigkeit nicht festzustellen, daß schwere körperliche Arbeit das Auftreten einer Lungen-Tbc—1. Schub oder Rezidiv—begünstigt.

• 3. Nicht der Arbeit an sich, sondern dem Verhältnis des einzelnen zu seiner beruflichen Tätigkeit kann—wiederum als einem Faktor unter vielen—eine gewisse allgemein-pathogenetische Bedeutung zuerkannt werden.

• 4. Wesentlich mehr als bisher verdienen sozialpsychologische Faktoren bei der Betrachtung des Verhältnisses des Kranken zu seiner Arbeit Beachtung. Eine rein ökonomische Betrachtungsweise entspricht hierbei nicht den realen Gegebenheiten.

• 5. Unter Berücksichtigung des bisher Gesagten wird die Zahl der für eine Umschulung in Frage kommenden Lungentuberkulösen auf 2–3% aller Fälle geschätzt.