Zusammenfassung
Es werden die anatomischen Folgen einer spontan entstandenen, recessiven Mutation der Hausmaus beschrieben. Die homozygot belasteten Tiere (Dreher; Symbol: dr) sind taub und zeigen Tanzmausverhalten. Das Innenohr ist stark mißbildet. Die endolymphatischen Räume sind entweder überdehnt (1. Mißbildungstyp) oder sie sind zugunsten der perilymphatischen Räume eingeengt (2. Mißbildungstyp). Die Maculae staticae und dasCortische Organ sind weitgehend destruiert.
Die Mißbildungen im Innenohr der Dreher haben sehr viel Ähnlichkeit mit denen, die beim Menschen mit dominant-hereditärer Hörstörung gefunden werden.
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Mit 15 Textabbildungen
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Fischer, H. Untersuchungen am Innenohr einer bewegungsgestörten, tauben Hausmausmutante im Vergleicht mit der vererbbaren, labyrinthären Hörstörung des Menschen. Archiv f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfheilkunde 170, 411–433 (1957). https://doi.org/10.1007/BF02137549
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