Zur Frage der Netzhautablösung

Zusammenfassung

Die anatomische Untersuchung eines Falles von Netzhautablösung ergab Veränderungen der Pigmentepithelien der Netzhaut in degenerativem und proliferierendem Sinne, besonders im vordern Abschnitt. Auch an den Ciliarepithelien waren Störungen nachzuweisen; ebenso in geringer Weise in der Aderhaut, dem Ciliarkörper und der Iris. In der Literatur fanden sich gleichfalls bei den pathologischanatomisch untersuchten Fällen ähnliche Veränderungen mehroder weniger ausgesprochen. Es entsteht so ein einheitliches Krankheitsbild, dessen Folgen die Netzhautablösung ebensogut wie die Kataraktbildung und die iridocyclitischen Erscheinungen sind.

Die eigentliche Entstehung der Netzhautablösung lässt sich folgendermassen denken: Infolge eines verschiedenen Druckes zwischen Aderhaut und Glaskörper (Hypotonie), tritteine Transsudation aus den Aderhautgefässen auf, die die Netzhaut von ihrer Unterlage lockert und abhebt. Gleichzeitig damit tritt die dem normalen Glaskörper innewohnende Spannung in Tätigkeit, so dass er sich zurück zieht. Da nun offenbar, infolge des ursprünglichen Prozesses, abnorm feste Verbindungen zwischen dem vordern Teil der Netzhaut und dem Glaskörper bestehen, so wird der sich zurückziehende Glaskörper die Netzhaut selbst aktiv vorziehen. Die Netzhautablösung ist so einesteils durch retroretinale Transsudation, anderenteils durch Zugwirkung vom Glaskörper her entstanden zu denken.