Zusammenfassung
Es wird die Krankengeschichte eines Falles von Tumor cerebri mit beträchtlicher Größe geschildert, der zwischen beide Stirnhirne in die Tiefe gewachsen war und die Frontallappen bds., lk. mehr als r., schwer komprimierte. Es gelang, in einer schwierigen, radikalen Operation, den Tumor fast völlig zu entfernen, worauf am dritten Tage eine akute Psychose einsetzte, die nach etwa 14 Tagen allmählich wieder abklang. Anschließend werden die neurologischen und besonders auch die psychischen Ausfallsymptome besprochen, und ihre Bedeutung für die Diagnose „Stirnhirntumor“ herausgehoben. Dabei wird in Übereinstimmung mitAnton, Feuchtwanger und anderen Autoren die Wichtigkeit der Störung der Körperbalance, das Symptom der Bewegungsarmut, die Antriebsschwäche, die Uneinsichtigkeit in der Wertung von Wahrgenommenem dargetan. Darauf wird versucht, die akute Psychose psychologisch zu analysieren, wobei hauptsächlich eine Schädigung der „tätigkeitsmäßigen Leistungsanteile“ der Psyche, des Psychomotoriums gefunden wurde, aber auch assoziative Ausfälle deutlich nachweisbar waren. Schließlich wird die Frage nach dem Auftreten der schweren Psychose erstnach Entfernung des Tumors aufgeworfen und beantwortet und dann kurz das psychisch-neurologische Verhalten des Pat. während der späteren Beobachtungszeit besprochen. Am Schlusse wird die Wichtigkeit der Tatsache hervorgehoben, daß die einzelnen Gehirnteile, besonders die beiden Stirnlappen, sich in ihren gegenseitigen Funktionen vertreten und ersetzen können und weitgehende Anpassungsmöglichkeiten vorhanden sind. Auf die Bedeutung dieser Tatsache für die operative Behandlung der Hirngeschwülste wird ausdrücklich hingewiesen.
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Ziegelroth, L. Ein erfolgreich operierter Stirnhirntumor. Archiv f. Psychiatrie 77, 829–847 (1926). https://doi.org/10.1007/BF02126914
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