Zusammenfassung
DerSchizophrenie liegt ein organischerKrankheitsprozeß zu Grunde, der zu Veränderungen des Bewußtseins führt. In den chronischen Verlaufsformen und indenEndzuständenerreichtdieselbe nicht den Grad der greifbaren Bewußtseinstrübung, sondern führt nur zu mehr oder minder ausgeprägten Veränderungen der Bewußtseinstätigkeit. Die Tätigkeitsäußerungen des Bewußtseins besitzen eine verschieden abgestufte Empfindlichkeit gegenüber krankhaften Einflüssen, dieselbe nimmt zu von der Auffassung über die Merkfähigkeit zur Aufmerksamkeit. Bei den akuten Formen und in den Schüben erreicht die Bewußtseinsveränderung den Grad der Bewußtseinstrübung, die ähnlich wie bei organischen Psychosen die Form der dämmrigen, der unbesinnlichen, der sensorisch-hyperluziden und reproduktiv-hyperluziden Bewußtseinstrübung annehmen kann. Bei der hier gewöhnlich erreichten mittleren Höhe der Trübung ist die Luzidität ständigen mehr oder minder ausgesprochenen Schwankungen unterworfen. Affekt und Willenseinflüsse verdecken oft sekundär die Bewußtseinsveränderungen, doch erklären sie dieselben nicht. Bei den akuten Formen beginnt die Krankheit mit Bewußtseinstrübungen, während Negativismus und Willensschwäche erst erheblich später zur Entfaltung kommen. Der Durchschnittsgrad der Bewußtseinstrübung bei der Schizophrenie ist erheblich geringer als der, der durchschnittlich bei den gewöhnlich als organisch bezeichneten Psychosen erreicht wird, doch ist der Unterschied bezüglich der Bewußtseinstrübung nur ein quantitativer.
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Medow, W. Bewußtseinstrübungen bei Dementia praecox. Arch. F. Psychiatr. U. Z. Neur. 67, 373–423 (1923). https://doi.org/10.1007/BF02126531
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