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Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903

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Literatur

  1. Notizen ohne genaue Angabe der begleitenden Umstände haben einen gewissen Wert nur dann, wenn es sich um besonders seltene Vögel oder einen ausnahmsweise frühen Ankunfts- resp. Abreisetermin handelt, oder, wenn derartige Beobachtungen von einer grossen Anzahl von Beobachtern an derselben Vogelart angestellt werden.

  2. Leider versäumte ich es im Frühjahr, genaue Notizen über Wind und Wetter an solchen Tagen zu machen, an denen nichts zog. Bemerkungen zu diesen Tagen sind fast eben so wichtig, wie an Zugtagen.

  3. Wenn ich hier, wie noch des öfteren weiter unten, sage: „Vom Zuge nichts zu bemerken”, so soll dass natürlich nur heissen, dass ich nichts ziehen sah, obschon ich meist dieselbe Zeit draussen verbrachte, wie an anderen Tagen.

  4. Diese roten Kuckucke geben bisweilen zur Verwechselung mit Turmfalken Anlass. So erzählte mir ein älterer, mit der heimischen Tierwelt ziemlich bekannter Herr, er habe einen Turmfalken die Raupen des Goldafters von einem Raupenneste ablesen sehen. Obschon hier nun eine gute Gelegenheit geboten wurde, für den armen Turmfalken eine Lanze zu brechen, zog ich es doch vor, den Betreffenden durch meine Behauptung, es sei gewiss ein roter Kuckuck gewesen, aufzuklären.

  5. Man ziehe aus diesem Beispiele nun nicht den Schluss: Der Kuckuck ist nicht nützlich. Das wäre natürlich durchaus falsch. Denn erstens beweist eine Beobachtung noch sehr wenig, und zweitens ähnelt die Tätigkeit des Kuckucks den Raupen gegenüber der des Bussards und Konsorten bei einer Mäuseplage. Es ist nicht die Aufgabe des Kuckucks, eine ausgebrochene Raupenkalamität zu beseitigen, nicht die des Bussards, eine Mäuseplage zu ersticken. Vielmehr soll der Kuckuck dafür sorgen, dass die Raupen sich nicht übermässig vermehren, der Bussard und Genossen, dass die Mäuse ihnen nicht über den Kopf wachsen. Dass jene Vögel in dieser Hinsicht erfolgreich wirken, ist gewiss; denn eine Plage entwickelt sich doch stets aus wenigen Individuen, und wenn diese gefressen sind, können sie sich eben nicht mehr fortpflanzen. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass wir die Folgen dieser Tätigkeit mit unseren Augen nicht direkt wahrnehmen, und deshalb glauben manche nicht daran. — Den Nutzen oder Schaden eines Vogels nach seiner Tätigkeit bei einer ausgebrochenen Plage zu bemessen, halte ich für ziemlich verfehlt, wenigstens in den meisten Fällen. Wenn die Raupenkalamität ausgebrochen ist, fressen sich die Kuckucke an dem gedeckten Tisch satt; von einem Nutzen oder Schaden (im Bau'schen Sinne) kann man dann m. E. nicht mehr sprechen.

  6. Prof. Dr. G. Rörig, Untersuchungen über die Winternahrung der Krähen etc., Neudamm 1897, p. 22.

  7. Man wird einwenden, dass die Nebelkrähen im Herbste in grossen Scharen hier nach dem Westen kommen und dann doch durch ihre Zahl Nutzen stiften. Dem entgegne ich: ad. 1 kommen diese Krähen hier an, wenn schon ein grosser Teil der Äcker umgepflügt ist, und so können sie also nicht so tatkräftig gegen Engerlinge etc. einschreiten, wieCorv. frug. Ad. 2 kommt es doch hauptsächlich auf den Nutzen resp. Schaden an, den die Krähen in ihrem Brutreviere stiften. Man kann nicht verlangen, dass im Osten die grauen Krähen, die die Jagd so schädigen, geschont werden, damit wir im Westen im Winter davon den Nutzen haben.

  8. C. corone scheint auch in seltenen Fällen kleine Vögel im Fliegen fangen zu können. Am 8. V. d. J. erzählte mir Graf S., er habe gesehen, wie zwei Rabenkrähen einen kleinen Vogel in der Luft verfolgten, jedoch des öfteren fehl stiessen. Plötzlich habe jedoch eine der Krähen, als die andere eben wieder einen Fehlstoss gemacht habe, den aufwärts steigenden kleinen Vogel mit dem Schnabel gefangen. Ich unterstreiche „mit dem Schnabel;” einen fliegenden Vogel mit den Fängen zu greifen, dürfte der Krähe wohl unmöglich sein. — Graf S. erzählte mir die Beobachtung gleich nach dem er sie gemacht hatte, und da die Krähen ganz nahe bei ihm waren, so habe ich keinen Grund die Sache zu bezweifeln, wenn ich auch sonst bei derartigen Beobachtungen meist ziemlich ungläubig bin.

  9. Ich erinnere an die Afterbrunst beim Rehwilde, die meist keinen Erfolg hat, ferner an das Balzen der Birkhähne im Herbste. Es wird keinem einfallen, dem Treiben dieser Tiere irgend eine ideale Seite abgewinnen zu wollen. Wenn dies jedoch bei dem Herbst-Gesange verschiedener Singvögel geschieht, so hat das wohl seinen Grund darin, dass wir durch Wesen, Betragen und Äusseres des betreffenden Vogels, z. B. eines Laubsängers, derart beeinflusst werden, dass wir ihm irgend einen idealen menschlichen Affekt, wie Freude am Gesang oder dgl., zuschreiben möchten. Logisch berechtigt scheint mir ein solches Beginnen nicht zu sein.

  10. Auf dem Zuge erinnert diese Lerche sowohl im Äusseren als in ihrem Wesen viel mehr anGabrita wie anAlauda.

  11. Ich erkundigte mich bei der Vogelwarte Rossitten, ob etwa dort am 17. oder 16. starker Zug von Kleinvögeln stattgefunden habe. Wie Herr Thienemann mir hierauf mitteilte, war er an den genannten Tagen nicht auf der Nehrung. Nachträglich wurde im jedoch mitgeteilt, dass an besagten Daten nicht viele Krähen zogen, jedoch zahlreiche Seidenschwänze beobachtet wurden.

  12. Die Spechte und ihr Wert in forstlicher Beziehung. Frankfurt a. M. 1879.

  13. Ich bemerke, dass, wie auch aus den Notizen hervorgeht, grössere Züge vonCorvus cornix hier nicht durchkommen; ihre Hauptmasse dürfte mehr nördlich vorbeiziehen. — Es ist interessant, dass während des vorigen Sommers eine Nebelkrähe hier geblieben ist (in der Nähe von Straelen an der holl. Grenze). Die Krähe wurde nicht geschossen, da sie stets mit einer Rabenkrähe zusammen war, und man hoffte, sie würde brüten, was aber nicht der Fall war.

  14. Durch Erfahrungen, die man in letzter Zeit in verschiedenen ornithol. Blättern machen konnte, bewogen, bemerke ich, dass ich mich natürlich nur gegen gewisse Ansichten und nicht gegen die dieselben vertretenden Personen wende. Meinungsverschiedenheiten müssen bestehen, und sie sind der Wissenschaft in gewisser Beziehung auch von grossem Nutzen, wenn sie sich nicht in allen persänliches Gezänk verlieren.

  15. E. F. v. Homeyer, Die Wanderungen der Vögel, Leipzig 1881.

  16. Ferd. Baron Droste-Hülshoff, Die Vogelwelt der Nordseeinsel Borkum, Münster 1869.

  17. Friedrich Faber, über das Leben der hochnordischen Vögel, I, Leipzig 1825.

  18. XXVIII, Nr. 4, p.156 ff. Vergl. auch das betr. Kapitel in “Tiere der Heimat.”

  19. Dr. Polis schrieb mir: “... Die vorherrschende Windrichtung für die hiesige Gegend ist während des Jahres eine südwestliche, dreht im Sommer mehr nach W bis NW, um im Herbst wieder nach SW zurückzudrehen. Im Frühjahr hingegen wird ein secundäres nordöstliches Maximum beobachtet. ...”

  20. Dr. P. Polis, Die Wind- und Gewitter-Verhältnisse von Aachen, Karlsruhe, G. Braun, 1901. etc.

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  21. Dass die Zugvögel tatsächlich in gewissen Masse mit der Entwicklung der Pflanzenwelt vorrücken, dass sie je nördlicher und höher, desto später erscheinen, beweist durchaus nicht, dass sie Licht und Wärme suchen; das steht auf einem ganz anderen Blatt.

  22. Nachdem diese Blätter geschrieben sind, bringt mir die Post die Januarnummer der “Mitteilungen des Oesterr. Reichsbundes f. Vogelk. etc.” und damit einige Worte W. Schusters zum Wesen des Vogelzuges. Er scheint die Hypothese der Gebr. Müller als “recht gut und überzeugend” zu bezeichnen. Wie sehr ich davon überzeugt bin, zeigen meine obigen Zeilen. Dass “von den Erklärungen des Wesens des Vogelzuges seitens der Gebr. Müller die betreffs der Wärme a priori richtig ist und im grossen Ganzen keiner weiteren Diskussion unterstehe,” scheint mir durchaus nicht der Fall zu sein. Was für Ursachen den Zug uranfänglich bewirkten, das ist mir vorderhand ganz einerlei, da mag es Nahrungsmangel und Wärme resp. Kälte gewesen sein. Die Gebrüder Müller wollen aber nicht das “frühere Werden,” sie wollen das heutige Wesen des Zuges erklären, und eben diese Erklärung finde ich durchaus nicht überzeugend.

  23. Einen Haken hat auch diese, übrigens gar nicht nötige Erklärung. Man kann nämlich mit Recht einwenden, dass dem Landvogel das weite Meer ebenso fremd sei wie die Wolkenmassen unter ihm. Ein Unterschied ist aber doch immerhin vorhanden.

  24. In der Nähe der Heimat wird dem Vogel wohl das Ortsgedächtnis zu statten kommen.

  25. Leipzig, Tauchnitz, 1902.

  26. Kobelt schreibt “der ersten Klasse,” doch geht aus dem Zusammenhang hervor, dass ihm nur ein Versehen unterlaufen ist, und “ersten” und “zweiten” umgestellt werden muss.

  27. Jetzt eben, wo ich dieses schreibe, 6. XII, schaue ich aus dem Fenster und sehe einen SchwarmAlauda nach Westen ziehen. Sie weichen der Kälte und dem Schnee; sie streichen niedrig, unsicheren Fluges und scheinen ziemlich ermattet zu sein. Auch gestern sah ich solche Züge; man vergleiche die oben gegebenen Notizen.

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von schweppenburg, H.F.G. Kleine Notizen zum Vogelzuge 1903. J. Ornithol 52, 506–547 (1904). https://doi.org/10.1007/BF02124920

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