Zusammenfassung
Es wird das Elektrokardiogramm und Vektorkardiogramm von 16 Fällen mit einer Dextrokardie beschrieben. 7 Fälle hatten einen Situs inversus cordis. Bei 4 von ihnen bestand ein Kartagener-Syndrom. Das Ekg bot die bekannten Befunde eines Situs inversus. Das Vektorkardiogramm zeigte eine nach rechts unten gerichteteP-, QRS- undT-Schleife. 5 weitere Beobachtungen von Situs inversus waren kompliziert durch eine gleichzeitige Kammerhypertrophie. Bei einem Fall bestand eine Linkshypertrophie nach langjährigem Bluthochdruckleiden mit entsprechenden elektrokardiographischen und vektorkardiographischen Veränderungen. Viermal waren angeborene Herzfehler Ursache einer Herzumformung. So fanden sich bei 2 Patienten mit einem Eisenmenger-Syndrom bzw. einer valvulären Pulmonalstenose die Zeichen einer Rechtshypertrophie im Ekg und Vkg. In 2 anderen Fällen, bei denen ein Ventrikelseptumdefekt vorlag, kamen Veränderungen im Sinne einer kombinierten Links-Rechtshypertrophie des Herzens zur Darstellung. Hier überwog einmal die Hypertrophie der linken Kammer.
Bei 4 Fällen bestand eine Dextroversio cordis. Unter ihnen waren 2 Fälle ohne eine zusätzliche Herzanomalie. 2 Patienten hatten zusätzlich einen Ductus Botalli apertus mit Shuntumkehr bzw. einen Ventrikelseptumdefekt mit persistierender Vena cava superior links. Die beiden unkomplizierten Fälle zeigten eine unterschiedlich starke Drehung des Herzens nach rechts. Bei dem Fall mit der geringeren Drehung wies das Ekg nur eine Verschiebung der Überganszone nach rechts auf. Bei dem anderen Fall mit der stärkeren Herzdrehung bestand ein breitesQ in der Ableitung I und ein negativesT I. Die Übergangszone war ebenfalls nach rechts verschoben. Die linksseitigen Brustwandableitungen zeigten eine Niedervoltage und die AbleitungV6 ein negativesT. Mit Hilfe des Vektorkardiogramms ließ sich die Drehung des Herzens gut erkennen. Kennzeichnend für eine Dextroversio cordis ist die Ablenkung der Vektorschleife nach links vorne (im Falle einer leichden Drehung) bzw. nach rechts vorne (im Falle einer starken Drehung). Dabei bleibt der normaleQRS-T-Winkel erhalten. Auf die Bedeutung der Polarität derP-Zacke in der Ableitung I zur Abgrenzung des Situs inversus von der Dextroversio cordis wird hingewiesen.
Die beiden Fälle mit einem zusätzlichen Herzfehler wiesen im Ekg und Vkg Befunde im Sinne einer Rechtshypertonie auf.
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Bilger, R., Büchner, C., So, C.S. et al. Elektrokardiographische und vektorkardiographische Befunde bei der Dextrokardie. Archiv für Kreislaufforschung 44, 95–122 (1964). https://doi.org/10.1007/BF02119920
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