Zusammenfassung
Am totenstarren, maximal entleerten Herzen sind die kollagenen Fasern im Epikard erheblich stärker gewellt als im Perikard. Sie sind im Herzen sozusagen länger als im Herzbeutel. Dieser Befund erklärt, warum die Kapazität des isolierten Herzens erheblich größer als das Fassungsvermögen des vom Herzbeutel umschlossenen Herzens ist.
Der Einflu\ des Herzbeutels auf die Herzgröße wird für verschiedene Bedingungen diskutiert:
Unter Ruhe-Dehnungs-Bedingungen ist die Herzgröße abhängig von der transperikardialen Druckdifferenz. Der Druck im Perikardialspalt ist gleich der Differenz zwischen dem Füllungsdruck in den Herzhöhlen und demjenigen Druck, der in den Kammern des isolierten, vom Herzbeutel befreiten Herzens bei gleichem Volumen herrscht. Das Volumen des isolierten Herzens übersteigt schon bei sehr niederen Füllungsdrucken die maximale Kapazität des Herzbeutels. Bei dem vom Perikard umgebenen Herzen wird bei höheren Füllungsdrucken das Volumen kaum noch vergrößert und der Druck im Perikardialspalt nimmt fast genauso stark wie der Druck in den Herzhöhlen zu.
Die am Lebenden (im Liegen) gemessenen Herzvolumina stimmen recht gut mit den Werten überein, die unsere Messungen am Herzbeutel in physiologischen Druckbereichen ergaben. Diese Befunde sowie weitere klinische und pathologisch-anatomische Beobachtungen sprechen dafür, daß das Herz unter physiologischen Bedingungen im Liegen jene diastolische Größe erreicht, die ihm der Herzbeutel erlaubt.
Das Perikard begrenzt auch unter physiologischen Bedingungen die Herzgröße. Der Herzbeutel ist dafür verantwortlich, daß dem Herzen normalerweise nur eine sehr bescheidene diastolische Volumenreserve zur Verfügung steht.
Die Rolle des Perikards bei der akuten Herzdilatation wird diskutiert.
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Hort, W. Herzbeutel und Herzgröße. Archiv für Kreislaufforschung 44, 21–35 (1964). https://doi.org/10.1007/BF02119917
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