Zusammenfassung
Auch für Deutschland müssen wenigstens 2 verschiedene Rassen vonCulex pipiens als bewiesen gelten, die mit den vonRoubaud aufgestellten RassenC. p. pipiens undC. p. autogenicus identisch sein dürften. Die letztere Rasse, die in Hamburg unter anderem in einem Kinderkrankenhaus gefunden wurde, ist vor allem dadurch gekennzeichnet, da\ sie zur Entwicklung der Eier keine Blutnahrung benötigt, sondern allein auf Grund der im Larvalleben gespeicherten Reservestoffe reife Eier zu bilden vermag. Diese Eigenschaft ist auch an dem Entwicklungszustand des Ovars erkennbar. Da bei der autogenen Rasse das Ovar nach dem Schlüpfen und vor der Eiablage fast stets wesentlich weiter als bei der nichtautogenen Rasse vor der Blutaufnahme entwickelt ist, lassen sich die beiden Rassen hierdurch leicht unterscheiden. Dieses Merkmal hat für die Diagnose der Rassen und der autogenen Eigenschaft bei Mischpopulationen deshalb besondere Bedeutung, weil in autogenen StÄmmen (wenigstens im Laboratorium) nur ein Teil der ♀ ♀ Vollreife Eier bildet, bei den übrigen aber die Entwicklung des Ovars stehen bleibt, sofern der Mücke nicht Gelegenheit zum Blutsaugen geboten wird. ZÄhlt man in einer Zucht oder Population nur die autogenen Gelege, so erfa\t man damit nur einen Teil der wirklich autogenen ♀ ♀. Die Unterschiede im Entwicklungszustand des Ovars reichen bis in das letzte Larvenstadium zurück. Die beiden Rassen verhalten sich auch sonst physiologisch (Begattungs- und überwinterungsgewohnheiten, Form und Grö\e der Gelege usw.), wie die vonRoubaud beschriebenen. Im Anschlu\ wird ein erfolgreiches Kreuzungsexperiment zwischen ♀ ♀ der autogenen und ♂ ♂ der typischen Rasse beschrieben und die Vererbung der autogenen Eigenschaft in den nÄchstfolgenden Generationen analysiert.
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Weyer, F. Die Rassenfrage bei Culex pipiens in Deutschland. Z. F. Parasitenkunde 8, 104–115 (1935). https://doi.org/10.1007/BF02119902
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