Feldstudie zum Normverhalten der arteriellen Blutgase und des p_h berufstätiger Männer und Frauen vor und gegen Ende dosierter Belastung im Hinblick auf die Begutachtung

Zusammenfassung

Blutgasanalysen vor und gegen Ende dosierter Arbeitsbelastung setzen im Rahmen klinischer Fragestellungen, besonders aber der arbeits- und sozialmedizinischen Begutachtung die Kenntnis der Streuberciche der “Norm” voraus. In der Literatur finden sich jedoch sämtliche theoretisch denkbaren Belastungsrcaktionen für die Partialdrucke des arteriellen Sauerstoffs und Kohlendioxyds experimentell realisiert. An Hand eines nach klinischen Gesichtspunkten definiert bereinigten Kollektivs von 247 männlichen und 256 weiblichen Berufstätigen der Altersklassen zwischen 15 und 69 Jahren werden für den P_{aO 2}, P_{aCO 2} und p_H die Streubereiche vor und gegen Ende abgestufter Ergometerarbeit mitgeteilt. Statistisch sichern lassen sich ein mittlerer Belastungsabfall des P_{aO 2} von etwa 5 torr in nahezu allen Altersklassen, sowie ein hochsignifikanter mittlerer Anstieg des P_{aCO 2} um ca. 1 torr. Der p_H-Abfall um etwa 0,005 unter Arbeit erweist sich dagegen nur in einigen Altersklassen als signifikant.

Aufgrund der Ergebnisse kann für die Ruhewerte des P_{aO 2} und P_{aCO 2}—im Gegensatz zu denen des p_H—eine lincare, statistisch gesicherte und für beide Geschlechter nahezu identische Altersabhängigkeit angenommen werden. Während ähnlich wie beim Ruhe-p_H der bei den Frauen im Mittel rund 2 torr niedrigere Ruhe-P_{aO 2} immerhin in einigen Altersklassen signifikant ist, sind geschlechtsdifferenzen des Ruhe-P_{aCO 2} nicht aufzudecken.

Unter Hinweis auf den gefundenen nicht unbeträchtlichen Streubereich der Norm und eine biokybernetische Arbeitshypothese zum Belastungsabfall des P_{aO 2} erscheinen weitreichende sozialmedizinische Konsequenzen in der Begutachtungssituation aufgrund der statischen “Zweipunktbetrachtung” so lange diskussionsbedürftig, bis brauchbare Insuffizienzkriterien vorliegen.

Summary

Concerning clinical problems, especially in medical judgement analysis of blood gases at rest and during exercise requires the knowledge of normal range. In literatur one can find all reactions of P_{aO 2}, P_{aCO 2}, and p_H which are theoretically conceivable. With a specially selected group of 247 male and 256 female workers of 15 to 69 years the means and standard deviations of P_{aO 2}, P_{aCO 2}, and p_H at rest and during graduated exercise are described. Nearly in all age groups the mean of P_{aO 2} decreases by about 5 mmHg, the mean of P_{aCO 2} increases by approximately 1 mmHg. Both differences are statistically significant. In contrary to this the decrease of p_H by about 0,005 during work is significant only in some age groups.

P_{aO 2} and P_{aCO 2} at rest correspond linearly to age nearly indentically for men and women. This fact is contrary to the regression of p_H. In some female age groups the means of p_H at rest are statistically lower than in the corresponding male groups. No differences, however, are between male and female for P_{aCO 2} at rest.

A biokybernetic hypothesis of the decreasing P_{aO 2} during exercise is discussed. For medical judgment further practicable criterions of insufficiency have still to be worked out.

Für die wertvolle technische Unterstützung bei der Durchführung der Untersuchung sind wir FrauT. Hermann, Frl.D. Abel und Herrn Ing. (grad.)R. Woitowitz zu besonderem Dank verpflichtet.