Über phasische Reaktionen am Kreislauf

Zusammenfassung

• 1. Pharmaka, welche neben direkten Wirkungen auf die Gefäßmuskelzelle auch neurotrope Wirkungen auf die Gefäßnerven entfalten, erzeugen bei plötzlicher Injektion phasische Blutdruckänderungen. Es wird gezeigt, daß solche Schwingungsvorgänge nicht als Kippschwingung aufzufassen sind, sondern als Folge multipler Wirkorte der Pharmaka mit verschiedenen Latenzen und Dosisabhängigkeit dieser Wirkorte. Hierdurch entstehen komplizierte Rückkopplungsvorgänge, die an zwei Beispielen ausführlich analysiert werden.

• 2. Pharmaka mit phasischen Wirkungen sind neben Adrenalin und allen darauf untersuchten Derivaten auch Acetylcholin, Adenosintriphosphorsäure und Novocain. Ronikol wirkt dagegen nicht phasisch, sondern einsinnig blutdrucksenkend.

• 3. Es wird an einem Beispiel erläutert, daß die Sigm und- Mayerschen Blutdruckwellen ebenfalls auf solche Rückkopplungen multipler Gleichgewichte von mehrfachen Regulationsmechanismen bezogen werden können. Auch das Ausgangswert-Gesetz Wilders gehört hierher. Die Adrenalinumkehr läßt sich vermutlich nicht als echte Umkehr, sondern als einseitige Bevorzugung bestimmter, nämlich dilatierender Regulationsvorgänge deuten, die auch sonst immer vorhanden, nur durch das andere Ausgangsgleichgewicht von konstriktorischen Effekten überlagert werden.