Die „intrinsic deflection” oder der „obere Umschlagpunkt” im Vektorkardiogramm

Zusammenfassung

• 1. Der Zeitpunkt des Ekg, der von zahlreichen Autoren, mit “intrinsic deflection”, oder besser nach dem Vorschlag vonGillmann mit “oberer Umschlagpunkt” bezeichnet wird, läßt sich aus Vektorkardiogrammen mit Zeitunterbrechung für die Standard-Extremitäten-Ableitungen, das unipolare Extremitäten-Ekg und die Brustwandableitungen mit hinreichender Genauigkeit ablesen. Größere Differenzen entstehen in einigen Fällen durch einen trägen Beginn der QRS-Gruppe im Ekg oder durch eine Überdeckung des Vektoranfanges, wenn er anfangs senkrecht zu der betreffenden Ebene verläuft. Praktisch keine Differenzen ergeben sich bei dem Vergleich der Differenz des oberen Umschlagpunktes von V₆ und V₁, da hier diese Fehlerquelle ausgeschaltet ist.

• 2. In den Vektorkardiogrammen ist wie im Ekg bei den entsprechenden Linksverspätungs-und Linksschenkelblockurven eindeutig eine Verspätung des oberen Umschlagpunktes im Vergleich zu den Normalwerten erkennbar.

• 3. Bei unklarem Beginn der QRS-Gruppe ist eine Verspätung im Brustwand-Ekg erst durch die Bildung der Differenz des oberen Umschlagpunktes von V₆−V₁ erkennbar.

• 4. Von wesentlicher klinischer Bedeutung für das Bestehen einer Linksverspätungskurve erscheint der Punkt eines Vektorkardiogrammes, der am weitesten vom Nullpunkt entfernt, ist und der in der Projektion auf die drei Ebenen praktisch synchron ist. Dieser Punkt wird meist im Thorax-Ekg in V₆ und im Extremitäten-Ekg in Ableitung I erfaßt, bei ungewöhnlicher Lage der Vektorschlinge erscheint er aber entweder nur in zusätzlichen Ableitungen, etwa V₈ oder aVl. V₆ kann aber auch den o. Up. etwas zu spät anzeigen. In solchen Fällen kann die Vektorkardiographie mehr Aufschluß geben als die einzelnen Ekg-Ableitungen, da bei ihr nicht durch eine ungewöhnliche Herzlage falsche Bilder entstehen können.

• 5. Frühere Befunde, vonA. Weber, daß ein träger Anstieg der R-Zacke in Ableitung I, also eine Verspätung der R-Spitze, ein Zeichen einer Erregungsverspätung ist, konnten durch diese Untersuchungen bestätigt werden.