Zur Kenntnis der Fehlbildungen der Wirbelsäule

Zusammenfassung

Die Untersuchung von 5 mit Fehlbildungen der Wirbelkörper vergesellschafteten Fällen von Craniorachischisis ergibt, daß bei diesen Früchten die Zahl der Wirbelsäulensegmente nicht oder nur unwesentlich vermindert ist, daß aber die Knochenkerne der einzelnen Wirbelkörper vielfach in Lage und Form von der Norm abweichen und in regelwidriger Weise gespalten oder untercinander verschmolzen sein können. Durch die Vergesellschaftung mehrerer einfacher Einzelfehlbildungen können verwickelte Wirbelkörperfehlbildungen entstehen. Die histologische Untersuchung zeigt bei solchen Fällen erhebliche Unregelmäßigkeiten in Form und Lage der Reste der Chorda dorsalis, während bei Früchten mit Spaltbildungen des Zentralnervensystems, aber regelrechter Wirbelsäule die Chordareste an normaler Stelle liegen. Die Veränderungen der Wirbelkörper werden demnach nicht sekundär durch abnorme Krümmungen der Wirbelsäule hervorgerufen, sie werden auch nicht durch die abnorme Entwicklung des Medullarrohres bedingt, sondern dadurch, daß die fehlgebildete Chorda dorsalis einen regelwidrigen formativen Einfluß auf die Anlage der Wirbelkörper ausübt. Aus dieser Tatsache wird geschlossen, daß die Wirbelsäule aus zwei entwicklungsmechanisch verschiedenen Anteilen besteht, einerseits aus den von der Ausbildung des Zentralnervensystems beeinflußten Wirbelbogen, andererseits aus der in ihrer Entwicklung von der Chorda dorsalis abhängigen Wirbelkörperreihe.