Zusammenfassung
Die Entwicklungsgeschichte der Pars flaccida des Trommelfells, die nach histologischen Untersuchungen foetaler Schläfenbeine wiedergegeben wird, ist gekennzeichnet durch das Zusammenwirken verschiedenartiger Gestaltungsprozesse. Im ektodermalen Bereich läßt sich schon im 5. Embryonalmonat die Grenzleiste als Auswuchs der noch soliden Gehörgangsplatte nach oben gegen den Hammerhals zu erkennen. Die Aushöhlungsvorgänge an der Gehörgangsplatte ergreifen später auch die Grenzleiste und wandeln sie in eine nach dem Gehörgang offene Rinne um. Im Mittelohrbereich spielt sich benachbart davon, gleichfalls kurz vor der Geburt, ein ähnlicher Aushöhlungsprozeß ab, die Resorption des Füllgewebes imPrussakschen Raum. Im Gegensatz zu den übrigen Trommelfellabschnitten vollziehen sich die beiden Hohlraumbildungen in enger Berührung ohne trennende feste mesodermale Schranke. Das Fehlen einer solchen Membrana propria an der späterenShrapnellschen Membran wird mit der Tatsache des in diesem Bezirk offenen Annulus tympanicus in Beziehung gebracht. Die beiden korrespondierenden Aushöhlungsvorgänge, die als trennende Wand zwischen entodermalen und ektodermalen Bereich dann dieShrapnell-Membran entstehen lassen, werden in Anlehnung anEigler als voneinander abhängig angesehen. In manchen Fällen scheint die Einsenkung der MembranaShrapnelli entwicklungsgeschichtlich erklärt werden zu können, derart, daß bei Hemmung der Pneumatisation desPrussakschen Raumes die foetale Grenzleiste sich weiter auszudehnen vermag. Auf die engen Beziehungen der eingezogenen MembranaShrapnelli zur Entstehung des Mittelohrcholesteatoms, auf dessen charakteristische morphologische Kennzeichen eingegangen wird, wird hingewiesen.
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Mit 7 Textabbildungen.
Auszug aus einer der medizinischen Fakultät zu Leipzig am 7. 4. 1952 vorgelegten Habilitationsschrift.
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Fleischer, K. Die Entwicklungsgeschichte derShrapnellschen Membran. Archiv f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfheilkunde 164, 434–454 (1954). https://doi.org/10.1007/BF02114656
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