Neues zur Labyrinthphysiologie

Zusammenfassung

Eingangs wird auf Grund früherer Untersuchungen über die Drehreizschwellen der horizontalen Bogengänge von fast 100 normalen Untersuchungspersonen nach der Montandonschen Testanordnung nochmals festgestellt, daß es sich bei den bisher gefundenen Schwellenwerten nicht um eine biologische Konstante handeln kann. Die Ergebnisse sind vielmehr von der Untersuchungsapparatur und Methode abhängig. Dann wird über die Bestimmung der Drehreizschwellen der vertikalen Bogengänge von 31 Normalpersonen berichtet. Die Untersuchungstechnik bietet größere Schwierigkeiten als bei Prüfung der horizontalen Bogengänge. Am besten bewährte sich die Untersuchung am Liegenden mit entsprechend gelagertem und fixiertem Kopf. Die Registrierung des perrotatorischen Nystagmus gelang mit einer erstmals verwandten Doppelphotozelle im Rahmen der Photoelektronystagmographie nachPfaltz u.Richter besonders gut. Herausragendes Ergebnis der Untersuchungen sind die im Vergleich zu den horizontalen Kanälen über doppelt so großen Drehreizschwellenwerte der vertikalen Bogengänge. Damit werden ältere und neue tierexperimentelle Erfahrungen auch für den Menschen bestätigt. MitRossberg wird eine höhere biologische Wertigkeit der horizontalen Bogengänge angenommen. Weiterhin unterstreicht unseres Erachtens die durchweg beobachtete Konstanz der vorausberechneten perrotatorischen vertikalen Nystagmusrichtung das seitenspezifische Verhalten der vertikalen Bogengänge und damit die Grundlinien des 2. Ewaldschen Gesetzes. Ohne die zusätzliche Berücksichtigung zentral-vestibulärer Schalt- und Regulationsvorgänge (Mittermaier) ist allerdings auch die Deutung unserer Ergebnisse nicht in allen Einzelheiten möglich.