Experimentelle und feingewebliche Untersuchungen über die Ototoxicität von Kanamycin

Zusammenfassung

An einer Reihe von Meerschweinchen wurde die Cochlearis-Ototoxicität durch Gabe von Kanamycin experimentell in verschiedenen Graden erzeugt und mittels des Preyerschen Ohrmuschelreflexes nachgewiesen. —Feingewebliche Untersuchungen im Gebiet des peripheren Hörorgans und seiner zentralen Schaltstellen bei zunehmender Kanamycinintoxikation erbrachten die folgenden Ergebnisse:

Als erste faßbare morphologische Veränderung fand sich eine Stoffwechselstörung an den Sinneszellen des Cortischen Organs bei gleichzeitiger Beeinträchtigung der metabolischen Prozesse im Bereich der Stria vascularis, des Ganglion spirale und der Hörbahn (Nucleus cochlearis dorsalis); bei schwerer Schädigung (Taubheit) wurde im Cortischen Organ ein fast völliges Fehlen der Sinneszellen nachgewiesen. Auch an den Deitersschen Stützzellen waren morphologische Veränderungen erkennbar sowie schwere Zellschäden an Stria vascularis und Ganglion spirale. Der Nucleus cochlearis dorsaliszeigte in diesem Stadium nur noch Zellschatten, an den Schaltstellen oberhalb davon waren dagegen nur geringgradige, mit zunehmender Nähe der Hirnrinde abnehmende Veränderungen zu erkennen. — Die Schädigungen im Bereich des inneren Ohres waren am stärksten im Gebiet der Basis ausgeprägt. Es wird über den Ansatzpunkt der Kanamycinwirkung im inneren Ohr diskutiert und auf Grund der morphologischen Anfangsbefunde auf prophylaktische Möglichkeiten hingewiesen.