Zusammenfassung
Dura-Hirnprolapse in operierte und nicht operierte Mittelohrräume sind ein dauernder Gefahrenherd für den Träger. Dazu gehören Fälle nach Unfallsverletzungen, nach operativen Eingriffen am Mittelohr, nach operativ geheilten otogenen Hirnabscessen oder Hirnhernien sonstiger unbekannter Genese.
Frühzeitige Beseitigung der Prolapse ist anzustreben und auch durch einen Mehrschichtverschluß (4–5 Schichten) zwischen Mittelohr (Radikalhöhle) und Endokranium zu erreichen.
Als Hauptstütze des Verschlusses wird hier erstmalig autoplastischer Knochen aus der Schläfebeinschuppe, und zwar aus dem unteren Rand der osteoplastischen Craniotomielücke, verwendet. Schädelinnenwärts wird dieses Transplantat zur Erzielung guter Durchblutung von einem gestielten Muskel-Fascienlappen aus dem Temporalis überkleidet. Die Hirnwunde wird nach Abtragen des Prolapses bzw. nach Resektion narbiger Dura mit Temporalisfascie oder, wie hier erstmalig in der Otochirurgie, mit homoioplastischer kältekonservierter Dura wasserdicht verschlossen. Vom Mittelohr aus wird ein mitteldicker Epidermislappen an das Knochentransplantat im Tegmen antamponiert. In manchen Fällen gelingt es, als fünfte Schicht die tiefprolabierte Dura nach Abtragen des Hirnprolapses von der Craniotomie aus zu invertieren und so zwischen Knochen- und Epidermistransplantat zu legen.
Die Indikation und operative Technik wird an Hand von 3 eigenen erfolgreich operierten Fällen ausführlich besprochen.
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Kecht, B. Defektplastik bei Hirn-Duraprolaps in die Mittelohrräume. Archiv f. Ohren- Nasen- u. Kehlkopfheilkunde 174, 470–485 (1960). https://doi.org/10.1007/BF02103027
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