Zur Frage der “ephaptischen” Fortleitung der Erregung nach Querschnitt des Nerven

Zusammenfassung

In 58 Versuchen am Froschnerven und 28 Versuchen am Warmblüternerven (Meerschweinchen) wurde der Versuch unternommen, nach mechanischer oder funktioneller Querdurchtrennung des Nervenstamms einen Erregungsübergang durch die vom Kontakt der beiden Schnittflächen, bzw. durch eine Depolarisationsstrecke gebildeten “End-zu-End-Ephapse” nachzuweisen. In keinem Fall gelang es, jenseits des Querschnitts ein Potential abzuleiten, das als Zeichen einer post-ephaptischen Aktivität zu deuten wäre. Auch erregbarkeitssteigernde Maßnahmen waren ohne Erfolg. Zur Kenntnis der Ausbreitung des Demarkationspotentials entlang der Nervenfaser wurden die Demarkationspotentiale an Warm- und Kaltblüternerven gemessen. Die Länge der depolarisierten Strecke beiderseits vom Querschnitt ist so groß, daß sie durch ein ankommendes Aktionspotential nicht überbrückt werden kann. Die Annahme einer End-zu-End-Ephapse als Erklärung für die von anderen Autoren wie auch von uns selbst beobachteten transitorischen Funktionswiederkehr nach intratemporaler Facialisplastik ist daher nicht gerechtfertigt. Zur Erklärung des Phänomens wird mit Vorbehalt eine Hypothese diskutiert, die sich auf die besonderen anatomischen Verhältnisse im Gebiet der Facialisendausbreitung gründet und auf die mögliche Aktivierung von peripheren Nervenfasern durch besondere örtliche Narkose- oder Stoffwechselwirkungen.