Zusammenfassung
Der Gasaustausch wird vor allem durch die mechanische Inhomogenität der Lunge gestört. Atemmechanische Meßwerte, die nur einen Einblick in das mechanische Verhalten der Gesamtlunge ergeben, wie z. B. der Bronchialwiderstand, die viscöse Atemarbeit oder die statische Compliance, ermöglichen keinen Rückschluß auf arterielle Blutgasveränderungen.
Nur in sehr wenigen Fällen wird bei weitgehend erhaltener Homogenität der Ventilation durch extreme Erhöhung des Bronchialwiderstandes der Gasaustausch in Mitleidenschaft gezogen. Die Atemarbeit muß in diesen Fällen etwa 0,5 mkg übersteigen. Sehr starke Atemwegsobstruktionen gehen aber meist mit einer ausgesprochenen Inhomogenität der Ventilation des Alveolarraumes einher, so daß pathologische Blutgasveränderungen bei chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen schon vor Erreichen dieses kritischen Wertes beobachtet werden.
Restriktive Ventilationsstörungen führen nicht zu wesentlichen Gasaustauschstörungen, da bei diesen die Homogenität der Ventilation nicht ernsthaft gestört wird. Bei diesen Formen der Ventilationsstörungen werden Blutgasveränderungen nur dann beobachtet, wenn starke inhomogene Atemwegsobstruktionen oder Diffusionsstörungen hinzutreten.
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Reichel, G. Atemmechanik und Gasaustausch. Beitr. Klin. Tuberk. 135, 207–217 (1967). https://doi.org/10.1007/BF02093552
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02093552