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Literatur und Antizipation

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Literatur

  1. Vgl. z. B. die Polemik W. I. Lenins in »Materialismus und Empiriokritizismus« gegen die Absolutisierung des logischen a priori bei J. Petzoldt (V. I. Lenin: Sočinenija 14, 4. Ausg., Moskau 1947, S. 149–151). Aus dieser Polemik gegen den Philosophischen Mißbrauch logischer Kategorien kann aber durchaus nicht deduziert werden, daß Lenin womöglich logische Beziehungen mit realen zeitlichen Beziehungen identifiziere; in »Materialismus und Empiriokritizismus« und insbesondere in den »Philosophischen Heften« gibt es genug belege für das Gegenteil.

  2. Eine Utopie muß sich nicht unbedingt auf der Achse Gegenwart-Zukunft abspielen; es gibt auch Utopien, die ihr Ideal in die Vergangenheit projizieren. Aber auch darin sind Antizipationsmomente enthalten: 1. Die utopische Retrospektivität kann relativ progressive und progressiv antizipative Züge aufweisen (z. B. bei J. J. Rousseau, genauso wie Prospektivität umgekehrt reaktionär und retrograd sein kann); 2. jede — also auch diese — Utopie kann ihrer Entstehung nach das Produkt gewisser sozialer, gewisser Massenantizipationen sein.

  3. Filosofskaja enciklopedija, t. 5, Stichwort »Funktionelle Strukturanalyse«; Moskau 1970, S. 148.

  4. Z. Mathauser: Umění a anticipace (Kunst und Antizipation). Estetika 1975, Nr. 4, S. 189–211.

  5. Die Logik unterscheidet genauer Fälle der petitio principii (der Beweispostulierung), des Kreisbeweises, der Definition durch den Kreis, der Tautologie, vor allem aber die sog. Definition idem per idem. — Einige klassische Beispiele von Kreisschlüssen: KantsWirkung des »Dings an sich«, das selbst existiert — ohne Kausalität; die Kritik »von rechts« dieses Irrkreises bei Fichte und später bei den Empiriokritikern, die zu einem neuen, noch schicksalhafteren circulus vitiosus führte; die Definition des Warenwertes bei A. Smith (von K. Marx kritisiert); aber auch die »Einschläferungskraft« im Opium nach dem Bakkalaureus in Molières »Der eingebildete Kranke«...

  6. Vgl. z. B. die sowjetischen Sammelbände »Russkije pisateli o literaturnom trude, W. Majakowski: Wie macht man Verse?, A. Twardowski: Wie wurde Vasilij Ťjorkin geschrieben, u. a.

  7. Vgl. S. Šabouk: Umění, systém, odraz (Kunst, System, Widerspiegelung). Praha 1973, S. 87. (Russisch: Iskusstvo, sistěma, otraženije, Moskau 1975, S. 123 ff.)

  8. Mastěra iskusstva ob iskusstve, Bd. 5, Buch 1, Moskau 1969, S. 54.

  9. Die Mitarbeiter des Prager Arbeitskreises zu Fragen der Ausdrucks- und Mitteilungssysteme in der Kunst haben diese Abstraktionen mehrmals analysiert, vgl. insb. S. Šabouk, Uměnî a člověk v struktuře světa (Die Kunst und der Mensch in der Struktur der Welt), Praha 1975 und Z. Mathauser in dem Kapitel »Langue — parole« a potîže transcendentalismu (»Langue — parole« und die Schwierigkeiten des Transzendentalismus), in: Uměnî a skutečnost (Kunst und Wirklichkeit), Praha 1976.

  10. Die Religion setzt aber betonte Abstände voraus — zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Welt und Mensch, Gott und Welt, Gott und Mensch, und zu deren Überbrückung braucht sie auch neue Qualitäten des Glaubens.

  11. Aus dem Werke des hervorragenden sowjetischen Dichters, der in den J. 1903–1958 lebte, bieten sich dem Antizipationsgesichtspunkt insbesondere die «naturphilosophischen» Gedichte aus den 20. und 30. Jahren an, u. a. auch das «utopische Poem» Toržestvo zemledělija.

  12. Vgl. z. B. I. Rodňanskaja: Poezija N. Zabolockogo. Voprosy litěratury 1959, Nr. 1. Auf einige Darlegungen der Autorin werden wir uns auch im weiteren stützen.

  13. Vgl. S. Šabouk: Umění, systém, odraz (Kunst, System, Widerspiegelung), 1. Teil (Künstlerische Mimesis).

  14. Vgl. K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844). In: K. Marx — F. Engels: Werke. Ergänzungsband Erster Teil, Berlin 1968, S. 541: «Der Mensch verliert sich nur dann nicht in seinem Gegenstand, wenn dieser ihm alsmenschlicher Gegenstand oder gegenständlicher Mensch wird.»

  15. Näher siehe Z. Mathauser: Umění a anticipace (Kunst und Antizipation), Estetika 1975, Nr. 4. Derselbe auch im Buch Umění a skutečnost (Kunst und Wirklichkeit), Praha 1976, insb. S. 192–201.

  16. K. Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 26.

  17. K. Marx, ebda. Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 26.

  18. Moskau 1961.

  19. Brief von Marx an Ruge, September 1843. In: K. Marx — F. Engels: Gesamtausgabe, I., 1., Frankfurt a. M. 1927, S. 573.

  20. «Nur deshalb individualisieren sich künstlerische Botschaften schließlich immer so weit, weil jeder ihrer Empfänger die künstlerisch gelösten Lebensprobleme als seine eigenen Lebensprobleme fühlt, das Gefühl unveräußerlicher persönlicher Verantwortung hat.» (S. Šabouk: Člověk a umění v strukturě světa (Der Mensch und die Kunst in der Struktur der Welt), Praha 1975, S. 175.)

  21. Wir identifizieren selbstverständlich nicht die Finalität mit der Antizipation. Auf der einen Seite muß die Antizipation nicht notwendigerweise mit der Finalität verbunden sein, sie kann nur eine zukünftige Phase voraussehen — ohne ihre, wenigstens nicht direkte — Zweckmäßigkeit. Auf der anderen Seite gehört zur Finalität außer dem Antizipationsmoment noch ein weiteres: die Hierarchisierung der Ziele, die Vorstellung und die Aktualisierung früher erreichter Ziele und der Mittel, die zu ihnen führten, der Ausschluß nichtperspektiver Alternativen, der Anstieg der Organisiertheit usw. — Im Rahmen der Finalität kann dann das Antizipationsmoment verschiedentlich durch andere ausgewogen werden; es wird z. B. gleichmäßig mit dem Moment der Tradition im Projekt der sozialistischen Kultur, die die besten kulturellen Werte derVergangenheit zum Aufbau einerneuen Kultur benützt, ausgewogen.

  22. Umění a skutečnost (Die Kunst und die Wirklichkeit), Praha 1976, S. 117–119.

  23. Wir wollen hier versuchen, die hervorragende Interpretation von S. W. Nikolski in der Monographie «Karel Čapek — fantast i satirik» (Moskau 1973) auf unsere Terminologie umzuleiten.

  24. Vgl. J. Mukařovský, Studie z estetiky (Studien zur Ästhetik), Praha 1966, S. 89–108.

  25. Während die ästhetische Funktion und der Wert als Organisatoren der anderen Funktionen und Werte durchsichtig sind, bedeutet die «Sachlichkeit» des Werkes dagegen seine Undurchsichtigkeit.

  26. Die Regeln sind die Folge der Auswahl aus bestimmten Genreund Stilmengen und die Existenz dieser Mengen machen von neuem darauf aufmerksam, daß die Antizipationsproblematik wirklich unendlich ist...

  27. M. Sobotka: Bemerkungen. In: F. Bacon: Nový organon (Neues Organon), Praha 1974, S. 239.

  28. F. Bacon: Neues Organon, übersetzt von J. H. Kirschmann, Berlin 1870, S. 91.

  29. D. V. Beztužer-Lada: Okno do budoucnosti (Fenster in die Zukunft), Praha 1973, S. 13.

  30. Ebda, D. V. Beztužer-Lada: Okno do budoucnosti (Fenster in die Zukunft), Praha 1973, S. 8.

  31. W. I. Lenin: Ausgewählte Werke, l., Moskau 1946, S. 314 f.

  32. Es existieren Ausnahmen—«Gegenwartsutopien», die jedoch auf dem Boden des vulgär naiven Realismus stehen und den Grundsatz derkünstlerisch intentionalen Denotation der Wirklichkeit auf den Kopf stellen; vgl. z. B. den Fall des Rundfunkhörspiels von Orson Welles über den Angriff der Marsbewohner auf die Erde: das nicht als Hörspiel, sondern als ein vom Rundfunk ausgestrahlter Alarm gesendet wurde und — im Herbst 1938 — in den USA eine Panik hervorrief.

  33. Wir unterscheiden ihn von der Utopie, die natürlich oft in so einen Traum eingerahmt ist!

  34. Es muß sich nicht immer wie hier um das Traumpostulat der Realisation handeln, es kann auch ein Traumpostulat, das keine Realisation voraussieht, sein, d. h. eher eineTraum- als eineRealisationsantizipation. In einem anderen Roman, fast aus der gleichen Zeit wie Ažajews, in dem Roman von A. Bek Volokolamskoje šosse, träumt der Erzähler, ein Offizier, der im Krieg einen Panikmacher zu Tode verurteilte, einen augenblick vor der Exekution davon, daß er den Schuldigen begnadigt; in dieser Antizipation ist jedoch kein realisierendeswenn dann, sondern nur ein träumerischesmöge es...

  35. Zu dieser formalistischen Kopie vgl. S. Šabouk im Buch Umění, systém, odraz (Kunst, System, Widerspiegelung), Praha 1973, S. 31 (russisch Moskau 1975, S. 44).

  36. Hindernis und Erschwerung können aber auch in dem Ausgangspunkt des Dichters von den meist frequentierten Bildern liegen. Z. B. Majakowski füllt seine Gedichte mit Symbolen wie Herz, Fesseln, Kreuz, Fahne, Sonne, usw. Aber hier gilt, je frequentierter und «banaler» der Ausgangspunkt, umso novatorischer das wirkliche Bild, das der Dichter daraus schuf.

  37. Resp. — im weiteren Sinn des Wortes — die Dialektik des «ästhetischen Ideals und des ästhetischen Reals», nach der Terminologie des Verf. dieses Beitrags in der gleichnamigen Studie, Zeitschr. Estetika 1969, Nr. 1.

  38. Z. Mathauser: Zur Typologie der ästhetischen und künstlerischen Richtungen, Estetika 1976, Nr. 2.

  39. In konkreten künstlerischen Werken wird es sich meistens nicht um reine Fälle von Modellvorgängen handeln, die so ein Paradigma beinhaltet und zuspitzt, sondern eher um die Verbindung einiger von ihnen.

  40. V. Dněprov: Problemy realizma, Leningrad 1960. Ähnliche Paare existieren in der Geschichte des ästhetischen Denkens häufiger, z. B. in der tschechischen ästhetischen Tradition existierte die Teilung in realistische und idealistische Kunst von O. Hostinský, (vgl. O. Hostinský: O realismu uměleckém [Über den künstlerischen Realismus], Praha 1890).

  41. Vgl. die Auslegung des dialogischen, polyphonischen Romans von Dostojewski in dem Buch von M. Bachtin: Problemy poetiki Dostojevskogo, Moskau 1963.

  42. Auch hier funktioniert die uns schon bekannte Regel der «anhaftenden» künstlerischen Antizipation, und deshalb entstehen durch diese Synthese der Antizipationspersonifikationen und der authentischen Natur Sabolockis typische Metaphern, in denen der Mensch und die Natur immer gleich entfernt: eine Grottenlagune bevölkern «eine Schar von Mädchen mit Fischschwänzen und Krabben ähnliche Männer».

  43. Praha 1976, III. Teil, Punkt 4 (Konstituierung des künstlerischen Wertes). Daselbst—II. Teil, 2. Kapitel, Punkt 1—beleuchtet Verf. auch näher den Streit der «Predmetisty» und der «Subjektivisten».

  44. Die idealistische Noetik des 19. Jhs zielte auf der einen Seite zumSkeptizismus, da sie sich wirklich der Gefahr des circulus bewußt war: die Erkenntnistheorie sei unmöglich, denn das Kriterium selbst der objektiven Gültigkeit der Erkenntnis müßte entweder wieder das Objekt der Erkenntnis, oder durch die Erkenntnis gewonnen sein. Auf der anderen Seite aber strebte dieselbe Noetik nachOptimismus: der Ausweg sei im Selbstbewußtsein der menschlichen Vernunft, d. h. in einer solchen Kritik der Vernunft, für die der Grund der Erkenntnisse nicht ihr unbewußter Inhalt, sondern das Objekt ihrer Untersuchung ist (vgl. z. B. die Kantianer J. Fries und L. Nelson). Nur war dieser Optimismus wiederum auf einem circulus, diesmal einem unwillkürlichen, begründet: das «Selbstbewußtsein der menschlichen Vernunft» selbst ist kein Argument, sondern ein dogmatisches Postulat der spekulativen Vernunft.

  45. Umění, systém, odraz (Kunst, System, Widerspiegelung), 3. Teil.

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Mathauser, Z. Literatur und Antizipation. Neohelicon 5, 219–264 (1977). https://doi.org/10.1007/BF02093140

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