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Franz Blei, Literat—Lytton Strachey, Writer. Zur Frage ihrer Rezeption

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A realization that the legitimate functions of literature are bewilderingly, almost inexhaustibly various has always exhilarated poets and dismayed critics. And critics, therefore, have sought age after age to legislate limits to literature—legitimizing certain of its functions and disavowing others—in hope of insuring to themselves the exhilaration of which they have felt unjustly deprived, and providing for pœts the dismay which the critics at least have thought good for them. (Leslie Fiedler inThe Art of the Essay, New York,21969, p. 493)

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Literatur

  1. Das geht ‘hinunter’ bis zu den Formen des Umgangs, die beide für außerordentlich wichtig hielten. S. hier Bleis Glosse «Deutsche Kultur»,Aktion 1911, Sp. 1098f.

  2. Blei hatte sich sehr nach seinem Abbé Galiani stilisiert, einem «jener vielen Abbés ohne Weihen, wie sie in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zu den Unentbehrlichkeiten der guten Gesellschaft gehörten». («Abbé Galiani» inDie galante Zeit und ihr, Ende, Berlin., 1904, p. 14)—komplett mit flachem schwarzem Hut und schwarzem Anzug. Auch die «Haltung eines Kardinals» ist ihm von Zeitgenossen zugestanden worden (Kasimir Edschmid, zit. in «Carl Sternheim: Briefe an Franz Blei» hgg. und kommentiert von Rudolf Billetta,Neue Deutsche Hefte 18 (1971), 36–69, p. 52). Über Stracheys stilisierte Erscheinung gibt es viele Zeugnisse, s. z. B. Max Beerbohm,Lytton Strachey (New York, 1943) pp. 8ff und seine Zeichnungen von Strachey in Michael Holroyd,Lytton Strachey, A Critical Biography, 2 vols (London, 1967f).

  3. Historical Essays (Harper Torchbooks, 1966), pp. 279–284, p. 281.

  4. S. Blei, «Zeitgenössische Bildnisse»,Schriften in Auswahl hgg. A. P. Gütersloh (München, 1960), p. 219.

  5. Ibid. S. Blei, «Zeitgenössische Bildnisse»,Schriften in Auswahl hgg. A. P. Gütersloh (München, 1960), pp. 218f.

  6. Summa erschien in vier starken Heften, zu denen Schriftsteller sehr unterschiedlicher ‘Richtungen’ beitrugen; gedacht war an eine Summe der besten intellektuellen Möglichkeiten der Zeit — aber die Auswahl war doch teilweise zu sehr von persönlichen Verbindungen Bleis geprägt: neben Scheler, Carl Schmitt, Paul Adler, Ernst Bloch, Musil stehen z. B. noch sehr unausgereifte Texte Brochs. Das Ziel: eine ideologische Verengung auf jeden Fall zu vermeiden, war aber erreicht.

  7. Strachey und Blei verwenden diese Begriffe auch in Titeln: s. z. B. Strachey,Portraits in Miniature (London, 1931), oder Blei,Fünf Silhouetten in einem Rahmen (Berlin, 1904).

  8. Am ‘fairsten’ in dem Sinne, daß er die Frau als komplexe Einheit von Emotionenund Intelligenz sehen kann, sind seine Portraits von Caterina von Siena inHimmlische und Irdische Liebe in Frauenschicksalen (Rowohlt: Berlin, 1928) und Jane Welsh, der sich für ihren Mann aufopfernden Frau Carlyles, den Blei, konsequenterweise, nicht ausstehen kann (ibid.) Caterina von Siena inHimmlische und Irdische Liebe in Frauenschicksalen (Rowohlt: Berlin, 1928); außerdem das der Heiligen Teresa inGlanz und Elend berühmter Frauen (Rowohlt: Berlin, 1927). InDas Kuriositätenkabinett der Literatur (Hannover, 1924), «Achtundsechzigstes Stück: Die rationalistische Landschaft der Literatur» versucht er die ‘Tatsache’, daß alle großen wissenschaftlichen Taten ins 17. Jahrhundert fallen dem sich durchsetzenden «Unterhaltungsbedürfnis der Frau und ihre(r) Machtlust» im 18. Jahrhundert zuzuschreiben, der Herrschaft des Salons, den er hier, wenig konsequent, wenn man an seine anderen Schriften denkt, abwertet. (pp. 426f) Die Stilisierungen der Frau in WeiningersGeschlecht und Charakter waren sowohl sehr einflußreich als auch symptomatisch für Bleis Generation.

  9. InBiographical Essays, (London, 1960.).

  10. In einer Besprechung der von Gütersloh besorgten Werkauswahl inGermanistik 2 (1961), 277f lobt Helmut Kreuzer zwar den Biederstein Verlag, daß er sich auf die Ausgabe eingelassen hat (auf Drängen seines Haus-Autors Doderer übrigens), obwohl Bleis Werk ja «dichtungsgeschichtlich» «nur von peripherer Bedeutung» sei. Kreuzer gesteht Blei eine «seltene Urbanität, eine Lesbarkeit, die der Zeit standgehalten hat», zu und sieht ihn in seinen essayistischen, kritischen, herausgeberischen Tätigkeiten unter den «Schlüsselfiguren des ersten Jahrhundertdrittels» — eine durchaus zutreffende Wertung; warum also dann die ausschließende Bemerkung, die den Ton festlegt, gleich zu Beginn; warum ein so enger Begriff von «dichtungsgeschichtlich», den er selbst implizite, hinterher widerlegt? Zum Stichwort ‘unverbindich’ ist hier, stellvertretend Paul Raabe anzuführen, der sonst so sorgfältige Kenner der Zeit, der in einem Aufsatz über «Franz Kafka und Franz Blei» (Kafka-Symposion, Klaus Wagenbach Verlag: Berlin, 1965, pp. 7–20) eine Besprechung, die Kafka über BleisPuderquaste (München, 1908) schried (imNeuen Weg, 6. Febr. 1909) zusammenbringt mit einer Bemerkung, die Kafka im Gespräch zu Janouch über Franz Blei macht, und durch zumindest sehr einseitige Interpretation von Kafkas nicht sehr klarer Besprechung und völlig unkritischer Übernahme von Kafkas nicht sehr überlegtem Urteil über Blei sein eigenes Urteil von der Unverbindlichkeit des Literaten Blei stützt (s. p. 15). Soweit zu Raabes Vorgehen. Die Stelle bei Janouch ist aber auch für sich interessant und hilfreich in Hinblick auf Mi\verständnisse Bleis Zwecken und Verfahrensweisen gegenüber. Gustav Janouch (Gespräche mit Kafka, Frankfurt, 1968, pp. 131f), ein weniger sorgfältiger Eckermann, berichtet von einem Gespräch, das um das in drei Sonntagsnummern derPrager Presse erscheinende «Feuilleton» «Großes Literarisches Bestiarium» von Blei geht. Über Kafka schreibt Blei: «Die Kafka ist eine sehr selten gesehene prachtvolle mondblaue Maus, die kein Fleisch frißt, sondern sich von bittern Kräutern nährt. Ihr Anblick fasziniert, denn sie hat Menschenaugen.» (Das Große Bestiarium der Literatur, Rowohlt: Berlin, 1924, p. 43) Das ist eine — akzeptiert man das Genre des Bestiariums — treffende Konkretisierung des Komplexes ‘Kafka’, wobei das strikte Einhalten der Perspektive des Betrachters zugleich etwas über das Werk Kafkas aussagt, — sehr überlegt und ökonomisch also. Janouch macht nun in der Erinnerung daraus: «Über Kafka sagte er unter anderem, daß das ein besonderer Vogel sei, der sich von bitteren Wurzeln nähre. Ich befragte Kafka über Franz Blei. ‘Das ist eine alte langjährige gute Bekanntschaft von Max Brod’, sagte er lächelnd. ‘Blei ist riesig gescheit und witzig. Es ist immer lustig, wenn wir mit ihm zusammenkommen. Die Weltliteratur defiliert in Unterhosen an unserm Tisch vorbei. Franz Blei ist viel gescheiter und größer als das, was er schreibt. Das ist auch ganz natürlich, da es nur eine hingeschriebene Unterhaltung ist. Der Weg vom Kopf zur Feder ist aber viel länger und schwieriger als der Weg vom Kopf zur Zunge. Da geht manches verloren. Franz Blei ist ein nach Deutschland verirrter orientalischer Anekdotenerzähler.» Dieser in sich widersprüchlichen Erklärung Kafkas ist nicht mehr zu entnehmen, als daß ihm das satirische Genre Bleis fremd ist; seine größere Ehrfurcht der Sprache gegenüber — zu erinnern ist hier an seine Kritik an den Expressionisten derMenschheitsdämmerung als «Sprachzerstörer», die eine «Verdunkelung der Welt», eine «Vereisung» verursachten, und: «Die Autoren sprechen hier jeder nur noch für sich selbst» (Janouch, p. 85) — macht ihn empfindlich gegenüber Bleis Versuchen, durch das, was Kafka die Unterhosen-Perspektive nennt, aufklärend zu wirken. Aber das spricht nicht nur und nicht unbedingt gegen Blei.

  11. A. a. O. In einer Besprechung der von Gütersloh besorgten Werkauswahl inGermanistik 2 (1961), pp.21f lobt Helmut Kreuzer zwar den Biederstein Verlag, daß er sich auf die Ausgabe eingelassen hat (auf Drängen seines Haus-Autors Doderer übrigens), obwohl Bleis Werk ja «dichtungsgeschichtlich» «nur von peripherer Bedeutung» sei. Kreuzer gesteht Blei eine «seltene Urbanität, eine Lesbarkeit, die der Zeit standgehalten hat», zu und sieht ihn in seinen essayistischen, kritischen, herausgeberischen Tätigkeiten unter den «Schlüsselfiguren des ersten Jahrhundertdrittels» — eine durchaus zutreffende Wertung; warum also dann die ausschließende Bemerkung, die den Ton festlegt, gleich zu Beginn; warum ein so enger Begriff von «dichtungsgeschichtlich», den er selbst implizite, hinterher widerlegt? Zum Stichwort ‘unverbindich’ ist hier, stellvertretend Paul Raabe anzuführen, der sonst so sorgfältige Kenner der Zeit, der in einem Aufsatz über «Franz Kafka und Franz Blei» (Kafka-Symposion, Klaus Wagenbach Verlag: Berlin, 1965, pp. 7–20) eine Besprechung, die Kafka über BleisPuderquaste (München, 1908) schrieb (imNeuen Weg, 6. Febr. 1909) zusammenbringt mit einer Bemerkung, die Kafka im Gespräch zu Janouch über Franz Blei macht, und durch zumindest sehr einseitige Interpretation von Kafkas nicht sehr klarer Besprechung und völlig unkritischer Übernahme von Kafkas nicht sehr überlegtem Urteil über Blei sein eigenes Urteil von der Unverbindlichkeit des Literaten Blei stützt (s. p. 15). Soweit zu Raabes Vorgehen. Die Stelle bei Janouch ist aber auch für sich interessant und hilfreich in Hinblick auf Mißverständnisse Bleis Zwecken und Verfahrensweisen gegenüber. Gustav Janouch (Gespräche mit Kafka, Frankfurt, 1968, pp. 131f), ein weniger sorgfältiger Eckermann, berichtet von einem Gespräch, das um das in drei Sonntagsnummern derPrager Presse erscheinende «Feuilleton» «Großes Literarisches Bestiarium» von Blei geht. Über Kafka schreibt Blei: «Die Kafka ist eine sehr selten gesehene prachtvolle mondblaue Maus, die kein Fleisch frißt, sondern sich von bittern Kräutern nährt. Ihr Anblick fasziniert, denn sie hat Menschenaugen.» (Das Große Bestiarium der Literatur, Rowohlt: Berlin, 1924, p. 43) Das ist eine — akzeptiert man das Genre des Bestiariums — treffende Konkreitisierung des Komplexes ‘Kafka’, wobei das strikte Einhalten der Perspektive des Betrachters zugleich etwas über das Werk Kafkas aussagt, — sehr überlegt und ökonomisch also. Janouch macht nun in der Erinnerung daraus: «Über Kafka sagte er unter anderem, daß das ein besonderer Vogel sei, der sich von bitteren Wurzeln nähre. Ich befragte Kafka über Franz Blei. ‘Das ist eine alte langjährige gute Bekanntschaft von Max Brod’, sagte er lächelnd. ‘Blei ist riesig gescheit und witzig. Es ist immer lustig, wenn wir mit ihm zusammenkommen. Die Weltliteratur defiliert in Unterhosen an unserm Tisch vorbei. Franz Blei ist viel gescheiter und größer als das, was er schreibt. Das ist auch ganz natürlich, da es nur eine hingeschriebene Unterhaltung ist. Der Weg vom Kopf zur Feder ist aber viel länger und schwieriger als der Weg vom Kopf zur Zunge. Da geht manches verloren. Franz Blei ist ein nach Deutschland verirrter orientalischer Anekdotenerzähler.» Dieser in sich widersprüchlichen Erklärung Kafkas ist nicht mehr zu entnehmen, als daß ihm das satirische Genre Bleis fremd ist; seine größere Ehrfurcht der Sprache gegenüber — zu erinnern ist hier an seine Kritik an den Expressionisten derMenschheitsdämmerung als «Sprachzerstörer», die eine «Verdunkelung der Welt», eine «Vereisung» verursachten, und: «Die Autoren sprechen hier jeder nur noch für sich selbst» (Janouch, p. 85) — macht ihn empfindlich gegenüber Bleis Versuchen, durch das, was Kafka die Unterhosen-Perspektive nennt, aufklärend zu wirken. Aber das spricht nicht nur und nicht unbedingt gegen Blei.

  12. «Franz Blei»,Wort in der Zeit 3 (1957), 490–492, p. 492.

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  13. , pp. 9f. S. hier auch die nicht so positiven Beurteilungen der Perfektion der Form bei Strachey und auch Virginia Woolf in Edmund WilsonsAxel's Castle (New York, 1931) p. 123; und John Cross'The Rise and Fall of the Man of Letters (London, 1969), p. 244. Der Unterschied zur deutschen Tradition ist, daß solche Urteile, ob sie nun berechtigt oder unberechtigt sind, dem Fortleben eines literarischen Werkes nichts anhaben können.

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  14. Die einzige ‘Monographie’, ist eine unveröffentlichte (soziologische) Dissertation von Detlev Steffen, «Franz Blei als Literat und Kritiker der Zeit», Diss. Göttingen 1966; kritische Aufsätze zu seinem Werk existieren nicht, nur Äußerungen — in Zustimmung oder Ablehnung —von Zeitgenossen. Unter diesen Umständen hätte Steffens Arbeit, mit einigen Verbesserungen, zur Veröffentlichung empfohlen werden müssen.

  15. S. hier auch Musils Eintrag ins Tagebuch 1918–1920: «Weil Blei im KPQ (Kriegspressequartier) war und nachher für die KP [gerade auch das macht ihm Kraus in seinem Angriff zum Vorwurf] wird er ein Gesinnungslump genannt. Straflos in einer Öffentlichkeit, die ohneweiteres die Zusammenhänge zwischen Bezahlung und Journalismus schluckt. Mag sein Katholizismus spielerisch sein, irgendwie kommt er aus dem Herzen. Und daraus wird ein Gerichtsbeweis gemacht in einer Republik wo man weiß, daß der Großteil der christlichsozialen Abgeordneten nur aus Opportunismus bei der Partei ist.» (Tagebücher, Aphorismen Essays und Reden, hgg. Adolf Frisé, Hamburg, 1955, p. 194.)

  16. S. z. B. den im dritten Heft derRettung abgedruckten» «offenen» Brief von Broch, «Die Straße» (jetzt inWerke X (Rheinverlag), 257–260), der viel zu emotional gegen die ‘Masse’ der Aufständischen wettert: die Idee der Freiheit, von dieser Masse vertreten, sei «so inhaltslos, so dreckig, so sehr die Forderung nach dem ‘Genuß’ der Freiheit, daß es einem den Magen umkehrt.»

  17. Fackel, a. a. O., p. 18.

  18. Fackel, a. a. O., p. 87.

  19. Ibid., S. z. B. den im dritten Heft derRettung abgedruckten» «offenen» Brief von Broch, «Die Straße» (jetzt inWerke X (Rheinverlag), 257–260), der viel zu emotional gegen die ‘Masse’ der Aufständischen wettert: die Idee der Freiheit, von dieser Masse vertreten, sei «so inhaltslos, so dreckig, so sehr die Forderung nach dem ‘Genuß’ der Freiheit, daß es einem den Magen umkehrt.»

  20. «Franz Blei—60 Jahre»; ursprünglich inDer Wiener Tag 17. I. 1931;Tagebücher, 770. S. hier auch Doderers Tagebuch-Eintrag 1945: er ist deprimiert über den Tod Valérys und Bleis: «Das Ableben so großer Menschen in einer überaus kritischen Zeit kann von säkularer Bedeutung sein. Der Gedanke daran besucht und deprimiert mich täglich. Warum haben uns diese verlassen, in deren Händen sich das lebendige Maß befand? Um Blei wäre eine österreichische Literatur in kürzester Zeit zum Kristall geschossen, er allein hätte sie aus dem Boden gestampft und das Verborgene sichtbar gemacht. Gerade der definitorischen Geister sind wir bedürftig wie nie.» (Tangenten, Biederstein: München, 1964, p. 363).

  21. S. hier seinen Eintrag unter «Dekadent» imBestiarium, a. a. O., (Das Große Bestiarium der Literatur, Rowohlt: Berlin, 1924, p. 122f.)

  22. S. hierzu Rudolf Billetta, Sternheim-Briefe, a. a. O., hg. von Edgar Lohner. Stuttgart 1964, p. 69, Anm. 68. S. hier die Beispiele, die Holroyd II, 320ff anführt; s. auch Trever-Roper, a. a. O., pp. 282f.

  23. Tagebücher, 76f. S. hier auch Doderers Tagebuch-Eintrag 1945: er ist deprimiert über den Tod Valérys und Bleis: «Das Ableben so großer Menschen in einer überaus kritischen Zeit kann von säkularer Bedeutung sein. Der Gedanke daran besucht und deprimiert mich täglich. Warum haben uns diese verlassen, in deren Händen sich das lebendige Maß befand? Um Blei wäre eine österreichische Literatur in kürzester Zeit zum Kristall geschossen, er allein hätte sie aus dem Boden gestampft und das Verborgene sichtbar gemacht. Gerade der definitorischen Geister sind wir bedürftig wie nie.» (Tangenten, Biederstein: München, 1964, p. 363).

  24. Ibid. Tagebücher, p. 769. S. hier auch Doderers Tagebuch-Eintrag 1945: er ist deprimiert über den Tod Valérys und Bleis: «Das Ableben so großer Menschen in einer überaus kritischen Zeit kann von säkularer Bedeutung sein. Der Gedanke daran besucht und deprimiert mich täglich. Warum haben uns diese verlassen, in deren Händen sich das lebendige Maß befand? Um Blei wäre eine österreichische Literatur in kürzester Zeit zum Kristall geschossen, er allein hätte sie aus dem Boden gestampft und das Verborgene sichtbar gemacht. Gerade der definitorischen Geister sind wir bedürftig wie nie.» (Tangenten, Biederstein: München, 1964, p. 363).

  25. Ludwig Rohner,Der deutsche Essay (Luchterhand: Neuwied/Berlin, 1966).

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  26. Bruno Berger,Der Essay Form und Geschichte (Francke: Bern, 1964).

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  27. 2. Auflage 1960, Bd 2, Sp. 1897–1948.

  28. , pp. 140f.

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  29. , p. 169.

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  30. ,pp. 181ff.

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  31. Berger bemerkt, daß Blei auch Helferich P. Sturz herausgegeben habe (Kleine Schriften, Leipzig 1904) und diesem Sturz, den er eher als seine eigene Entdeckung hinstellen möchte, widmet er dann mehrere Seiten seiner Untersuchung, während Blei, der auch in denSilhouetten (a. a. O.) in einem Rahmen (Berlin, 1904). einen sehr guten Aufsatz über Sturz veröffentlicht hat, mit ein paar Zeilen abgetan wird.

  32. , pp. 229f.

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  33. , p. 785.

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  34. , p. 784.

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  35. Theodor W. Adorno, «Der Essay als Form«,Noten zur Literatur (Suhrkamp: Berlin, 1958) pp. 9–49; Max Bense, «Über den Essay und seine Prosa»,Merkur I (1947), 414–424. Rohner, p. 787.

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  36. , pp. 21f.

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  37. S. Adorno-Horkheimer,Dialektik der Aufklärung; zur Erklärung ist hinzuzufügen, daß Horkheimer, der philosophisch ‘Solidere’ von beiden Autoren, den engen Begriff des Empirismus als System in der Auseinandersetzung mit den allerdings oft engen deutschen Positivisten, besonders dem frühen Carnap, entwickelte.

  38. , p. 22.

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  39. , pp. 24.

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  40. , pp. 25f.

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  41. Man sollte diese Überlegungen wenn überhaupt, dann nur kritisch zusammenbringen mit Musils u. a. von Mach stimuliertem Konzept einer offenen Subjektivität, des Ich als Empfänger und Verarbeiter von Impulsen; ‘Vermittlungen’, wie Adorno sie vorführt, tut Musil als «Schleudermystik» ab, die sein Essayismus überwinden will. Musil ist Empirist und folgt als Essayist und Romancier einer abgewandelten wissenschaftlichen Methode, die der Bleis sehr konträr ist — trotz Bleis Beeinflussung durch Avenarius in Zürich —; er würde aber, eben als Empirist, niemals dekretieren, was ein Essay zu sein habe und Blei davon ausschließen.

  42. S. Adorno-Horkheimer,Dialektik der Aufklärung; zur Erklärung ist hinzuzufügen, daß Horkheimer, der philosophisch ‘Solidere’ von beiden Autoren, den engen Begriff des Empirismus als System in der Auseinandersetzung mit den allerdings oft engen deutschen Positivisten, besonders dem frühen Carnap, entwickelte. p. 38.

  43. , p. 420.

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  44. , p. 418.

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  45. , pp. 420f.

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  46. Wobei man allerdings zugestehen muß, daß Bense doch bedeutend breiter verfährt: so erwähnt er auch zuweilen Beispiele, u. a. Stracheys Essays, an denen er aber (hat er sie gelesen?) «im Raume der Wissenschaft verwirklichte angelsächsische Züge echter literarischer Experimentierkunst» (p. 421) lobend hervorhebt; nun könnte nichts dem ‘Experimentieren’ in Benses Sinn ferner sein als Stracheys so sorgfältig gerundete Produktionen.

  47. Rohner zitiert in dem Kapitel «Essay und Feuilleton» aus einer Besprechung des Buches von Peter M. Schon,Vorformen des Essays in Antike und Humanismus (Wiesbaden, 1954) durch Just, in der dieser Schon vorwirft, er ziehe die Grenzen zwischen Essay und Feuilleton nicht klar genug, und nun in großem Aufschwung den Essay aus solchen Niederungen rettet: «souveräner Schwebezustand», «Richtpunkt im Absoluten», «sub specie aeternitatis», «Tiefe» sind hier die Kernbegriffe, die die Zuordnung zum Essay bestimmen. (Rohner,Der deutsche Essay (Luchterhand: Neuwied/Berlin, 1966), p. 513).

  48. , pp. 513ff.

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  49. , p. 515.

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  50. Charles Richard Sanders,Lytton Strachey, His Mind and Art (Yale University Press: New Haven, 1957, 1973) p. 353.

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  51. S. oben Anm. 2. Blei hatte sich sehr nach seinem Abbé Galiani stilisiert, einem «jener vielen Abbés ohne Weihen, wie sie in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zu den Unentbehrlichkeiten der guten Gesellschaft gehörten». («Abbé Galiani» inDie galante Zeit und ihr, Ende, Berlin., 1904, p. 14)—komplett mit flachem schwarzem Hut und schwarzem Anzug. Auch die «Haltung eines Kardinals» ist ihm von Zeitgenossen zugestanden worden (Kasimir Edschmid, zit. in «Carl Sternheim: Briefe an Franz Blei» hgg. und kommentiert von Rudolf Billetta,Neue Deutsche Hefte 18 (1971), 36–69, p. 52). Über Stracheys stilisierte Erscheinung gibt es viele Zeugnisse, s. z. B. Max Beerbohm,Lytton Strachey (New York, 1943) pp. 8ff und seine Zeichnungen von Strachey in Michael Holroyd,Lytton Strachey, A Critical Biography, 2 vols (London, 1967f).

  52. «Aubrey Beardley», inMänner und Masken (Rowohlt: Berlin, 1930), p. 139.

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  53. S. hier Dagmar Barnouw, «Keine Experimente — der ironische Großschriftsteller und seine Leser», in: Vaget-Barnouw,Thomas Mann —Studien zu Fragen der Rezeption. (Lang: Bern, 1975).

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  54. The Common Reader, First Series (New York, 1925, 1953).

  55. The Common Reader, pp. 216f.

  56. Ibid. The Common Reader, p. 227.

  57. Zit. Holroyd II, 323.

  58. S. hier die Beispiele, die Holroyd II, 320ff anführt.

  59. Holroyd II, 251.

  60. Holroyd II, 325.

  61. Holroyd I, 127.

  62. Ibid., Holroyd I, Anm. 2Lytton Strachey, A Critical Biography, 2 vols (London, 1967f).

  63. So sagte Ferdinand Hardekopf, sich einbeziehend, über Jules Laforgue, den symbolistischen Dichter zu dessen 50. Todestag in derNeuen Züricher Zeitung. Hardekopf teilt mit Strachey und Blei die Problematik des Literaten in einer Situation, in der allein die ‘Wahrheit’ des Handelns gilt. S. Dagmar Barnouw, «Ferdinand Hardekopf: Form als Metapher» inInterpretationen zum Kondor, hgg. Wolfgang Peitz, (Agora: Darmstadt, 1979).

  64. Holroyd II, 167f.

  65. Holroyd II, 174.

  66. An eine gemeinsame Freundin schreibt er am 16. Februar mit religiösem Überschwang — und mit den Vorbehalten des Häretikers —über «Bertie's lectures»: «They are a wonderful solace and refreshment«, er hänge an seinen Worten und warte von Woche zur Woche darauf; aber auch: «It is splendid the way he sticks at nothing — Governments, religions, laws, property, even Good Form itself — down they go like ninepins — it is a charming sight!» (Holroyd II, 173).

  67. Holroyd II, 329.

  68. S. Anm. 58 S. hier die Beispiele, die Holroyd II, 320ff anführt; s. auch Trever-Roper, a. a. O., pp. 282f.

  69. Holroyd II, 324f.

  70. Holroyd II, 298.

  71. A. a. O., Holroyd II, p. 284.

  72. Holroyd II, 304.

  73. S. Holroyd II, 406ff.

  74. Holroyd II, 409.

  75. Ibid., Holroyd II, p. 407.

  76. 18. April 1921, zit. Holroyd II, 408.

  77. S. Virginia Woolfs Beschreibung des letzten Zusammentreffens mit Lady Strachey in Betty Askwith,Two Victorian Families (London, 1971), p. 104.

  78. S.Queen Victoria (Chatto and Windus: London, 1933), pp. 146f als Beispiel für Stracheys Verwendung der ‘erlebten Rede’ als Stilmittel. Das ist nur eines unter vielen Beispielen: s. auch p. 108. Die jeweils verwendeten ‘Kurz-Porträts’ bei Einführung einer neuen Person in den Hauptstrom der Handlung sind sehr komplex, was die Perspektive anlangt: s. die Porträts von Albert (pp. 98f) und Palmerston (pp. 132f).

  79. S.Queen Victoria, pp. 57ff.

  80. Holroyd II, 346.

  81. Holroyd II, 434.

  82. Times Literary Supplement, 4. March 1926, Auszüge in Holroyd II, 435f.

  83. S. Bleis Vorschläge an die Film-Industrie schon 1913/14 in dem von Kurt Pinthus hgg.Kinobuch (Wiederauflage Arch: Zürich, 1963), p. 150: «Daß der Mensch auf sich aufmerksam werde, scheint mir in dieser Zeit der scheinbelebten Materie und ihrer Anbetung so nötig zu sein. Man filme also nicht nur wilde Völkerstämme, nicht nur Tiefseetiere, was ja gewiß sehr interessant ist, sondern man filme das Nächste, das uns so fremd ist, die Köchin, den Strizzi, den Leutnant, was vielleicht gar nicht interessant, aber voller Bedeutung ist für unser Leben.»

  84. S. hierzu Dagmar Barnouw, «Keine Experimente», «Lukacs und Th. Mann», a. a. O.: siehe auch das erste kapitel vonMenschliche Betrachtungen, «Die Mechanik der Wahrheiten» das einen von Avenarius informierten offenen-— negativ würde man sagen: relativistischen — Wahrheitsbegriff darlegt, besonders pp. 29ff.

  85. S. das Kapitel «Die Katholiken in Deutschland», pp. 181–199.

  86. S. in dem großen Kapitel «Notizbuch 1914/15» «Der bon sens», pp. 255-58.

  87. Mit dem Heft vom 15. August 1914 beginnt Pfemfert sein Programm des indirekten Kampfes gegen den Krieg, zunächst mit der angekündigten Beschränkung auf «Literatur und Kunst», dann, seit dem Heft vom 17. April 1915 auch mit der Rubrik «Ich schneide die Zeit aus» — mit der er, indem er einfach zitiert, die wahren Hintergründe der ‘guten Kriegsstimmung’ entlarvt. Diese ‘einfache’ Dokumentierung der Kriegsrhetorik entwickelte sich immer mehr zu einem sehr wirkungsvollen Instrument des aktivistischen Pazifismus, und zu einer noch wirkungsvolleren Anklage gegen die, die die Konsequenze dieses ‘großen’ Krieges nicht durchdachten: s. hier z. B. Aktion VI (1916), Sp. 285 «Brief eines deutschen Dichters», nämlich Thomas Manns, an die Armeezeitung, ein, von jetzt aus gesehen, unglaubliches Dokument, veröffentlicht mit dem lapidaren Zusatz: «Erschienen den 11. 4. 1916; von fast allen guten Zeitungen nachgedruckt.» Pfemferts bewundernswerte Leistung ist, daß er das ‘Unglaubliche’ solcher Äußerungen, das ja eng zusammenhängt mit der Absurdität des Kriegs, als Zeitgenosse so deutlich erkannte und anprangerte.

  88. S. die in den Jahrgängen 1915 und 1916 enthaltenen französischen, englischen, russischen, italienischen, tschechischen Hefte.

  89. Bestiarium, a. a. O. (Das Große Bestiarium der Literatur, Rowohlt: Berlin, 1924, p. 54)

  90. S. obenBestiarium, a. a. O. (Das Große Bestiarium der Literatur, Rowohlt: Berlin, 1924, p.)

  91. Der Fairness halber muß hier aber gesagt werden, daß Bleis Sottisen gegen Dr. Johnson selbst Reduktionen sind, zu denen er sich, des Witzes halber (wie es öfter bei ihm vorkommt), hat verleiten lassen.

  92. Wieder veröffentlicht inMenschliche Betrachtungen, pp. 201 ff; Zitate hieraus.

  93. Ibid., Wieder veröffentlicht inMenschliche Betrachtungen, pp. 209.

  94. S. die Vignette, mit der er endet: er vergleicht Blei mit einem jungen Lehrer, einem Diakon, den er einst hatte, sieht ihn aufrecht, leicht angelehnt auf einem Stuhle sitzen: «seine beschatteten Augen sahen uns und waren fern.» (Sp. 754).

  95. Wiederveröffentlicht imGroßen Bestiarium, pp. 259ff.

  96. S. hier Bleis Vorwort zumLosen Vogel über die «ganz kleine Gruppe von Schriftstellern, die mit der Anonymität ihrer Beiträge die Sachlichkeit betonen möchte gegenüber der heute so beliebten Betonung des Persönlichen». Diese kleine Gruppe schreibe diese Monatsschrift «Der lose Vogel», in der vielleicht nicht ganz aussichtslosen Hoffnung, dazu zu helfen, daß dieser sogenannte moderne Mensch auf sein Epitheton verzichten lerne und ein Mensch werde, bestimmt durch seine Art und Begabung, aus der, und sei sie noch so gering und eng, zu wirken, ihm und damit dem Ganzen des Lebens von größerem Nutzen und besserem Glücke sein wird, als wenn er sich in eine immer nur oberflächliche Vielseitigkeit und falsche geistige Geschäftigkeit verliert, die ihn zum Toren macht und keinem dient. «S. dazu Ludwig Rubiners begeisterte Besprechung der beiden ersten Hefte in derAktion vom 4. März 1912, Sp. 299–302: «Die Anonymen».

  97. Obwohl seine Bücher in ununterbrochener Folge bei Rowohlt erscheinen und obwohl er — das vor allem — wichtige Beziehungen mit Schriftstellern wie Musil, Broch, Gütersloh unterhält. S. dazu Karl Hopf, «Über Franz Blei»,Literatur und Kritk V (1970), 55–59.

  98. S. Musils Essay über Franz Blei,Tagebücher, p. 771.

  99. Briefe, a. a. O. Blei» hgg. und kommentiert von Rudolf Billetta,Neue Deutsche Hefte 18 (1971), 36–69, p. 41).

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  100. Talleyrand, p. 288; s. auch p. 40.

  101. Ibid., Talleyrand, p. 323.

  102. Ibid., Talleyrand, p. 347.

  103. Ibid., Talleyrand, p. 15.

  104. Ibid., Talleyrand, p. 341.

  105. «Zeitgenössische Bildnisse» jetzt inSchriften in Auswahl, p. 223, 224.

  106. Ibid., «Zeitgenössische Bildnisse» jetzt inSchriften in Auswahl, p. 229.

  107. Ibid., «Zeitgenössische Bildnisse» jetzt inSchriften in Auswahl, p. 309.

  108. Ibid., «Zeitgenössische Bildnisse» jetzt inSchriften in Auswahl, p. 646.

  109. Ibid., «Zeitgenössische Bildnisse» jetzt inSchriften in Auswahl, p. 310.

  110. Tagebücher, p. 698.

  111. Zitiert in Marie-Louise Roth,Robert Musil. Ethik und Ásthetik (München, 1972), p. 425.

  112. Theodor W. Adorno,Jargon der Eigentlichkeit. Zur deutschen Ideologie (Frankfurt/M., 1964) besonders pp. 7–44.

  113. Bertolt Brecht,Arbeitsjournal, ed. Werner Hecht, 2 Bde (Frankfurt/ M., 1973) II, 808.

  114. Querschnitt 6/1 (1926), p. 311.

  115. Fritz Schlawe,Literarische Zeitschriften II (1910–1933) (Stuttgart, 1962), p. 58.

  116. Ibid., Fritz Schlawe,Literarische Zeitschriften II (1910–1933) (Stuttgart, 1962), p. 59.

  117. Über Mencken: «Amerikanisches»,Querschnitt 4 (1924), pp. 163f; überOrlando imQuerschnitt 10/1 (1930), p. 69; «Ich filme»,Querschnitt 8/1 (1928), pp. 38ff. ÜberOrlando schreibt Blei: “Überaus interessant diese Problematik der Geschlechter: ist denn jeder Mann immer und nur ein Mann, nicht auch eine Frau, und ist nicht bei der Frau Gleiches zu fragen? ... Ich kann dieses exquisite Buch nicht genug empfehlen, den Frauen und den Männern.» Übrigens ist in diesem Zusammenhang, Anmerkung 8 ergänzend, zu sagen, daß der alte Blei, also auch der derOrlando-Besprechung, eine komplexere Haltung dem Problem des Verhältnisses zwischen Mann und Frau gegenüber einnimmt: s.Gefährtinnen (Berlin, 1931), eine Sammlung biographischer Essays über ‘berühmte’ Ehefrauen, über die zwar im Sozialen behauste Liebe, in der aber die Frau als Gefährtin — im Unterschied zur Kollegin — als «latent gefährdet» gesehen wird. Hier zeigt sich Blei den Problemen gegenüber offen. S. such sein Portrait von Annette Kolb in denZeitgenössischen Bildnissen, a. a. O., Fritz Schlawe,Literarische Zeitschriften II (1910–1933) (Stuttgart, 1962), pp. 304–310: «der künftige Mann wird sich in seinem Wesen steigern müssen, da er sich dieser künftigen Frau [wie sie z. B. die ‘bachelor’ Kolb repräsentiert] gegenüber nicht mehr in dem Dunkel jenes Mysteriösen befindet, wo es leicht ist, den kleinen Verführer zu spielen. Sondern in einer Halbklarheit, die, wenn überhaupt, so viel größere Kunst der Verführung verlangt. Wenn überhaupt, denn die Mode des Erotismus ist im Verfall, und nicht unmöglich ist es, daß sie ganz und spurlos verschwindet. Auf Anette Kolb fällt schon kein Strahl mehr ihres fahlen Lichtes.» (pp. 309f).

  118. A. a. O., über Mencken: «Amerikanisches»,Querschnitt 4 (1924), pp. 163f; überOrlando imQuerschnitt 10/1 (1930), p. 69; «Ich filme»,Querschnitt 8/1 (1928), pp. 38ff. ÜberOrlando schreibt Blei: «Überaus interessant diese Problematik der Geschlechter: ist denn jeder Mann immer und nur ein Mann, nicht auch eine Frau, und ist nicht bei der Frau Gleiches zu fragen? ... Ich kann dieses exquisite Buch nicht genug empfehlen, den Frauen und den Männern.» Übrigens ist in diesem Zusammenhang, Anmerkung 8 ergänzend, zu sagen, daß der alte Blei, also auch der derOrlando-Besprechung, eine komplexere Haltung dem Problem des Verhältnisses zwischen Mann und Frau gegenüber einnimmt: s.Gefährtinnen (Berlin, 1931), eine Sammlung biographischer Essays über ‘berühmte’ Ehefrauen, über die zwar im Sozialen behauste Liebe, in der aber die Frau als Gefährtin — im Unterschied zur Kollegin — als «latent gefährdet» gesehen wird. Hier zeigt sich Blei den Problemen gegenüber offen. S. such sein Portrait von Annette Kolb in denZeitgenössischen Bildnissen, a. a. O. Fritz Schlawe,Literarische Zeitschriften II (1910–1933) (Stuttgart, 1962), pp. 304–310: «der künftige Mann wird sich in seinem Wesen steigern müssen, da er sich dieser künftigen Frau [wie sie z. B. die ‘bachelor’ Kolb repräsentiert] gegenüber nicht mehr in dem Dunkel jenes Mysteriösen befindet, wo es leicht ist, den kleinen Verführer zu spielen. Sondern in einer Halbklarheit, die, wenn überhaupt, so viel größere Kunst der Verführung verlangt. Wenn überhaupt, denn die Mode des Erotismus ist im Verfall, und nicht unmöglich ist es, daß sie ganz und spurlos verschwindet. Auf Anette Kolb fällt schon kein Strahl mehr ihres fahlen Lichtes.», p. 163.

  119. Kritik der Kritik II (1906), Heft 8, pp. 66–72, p. 70; p. 68.

  120. S. obenKritik der Kritik II (1906), Heft 8, p. 109.

  121. S. obenKritik der Kritik II (1906), Heft 8, p. 111.

  122. Zitiert Roth, a. a. O. Zitiert in Marie-Louise Roth,Robert Musil. Ethik und Ásthetik (München, 1972), p. 141.

  123. S. z. B.Kuriositätenkabinett der Literatur (Hannover, 1924);Frauen und Männer der Renaissance (Hellerau, 1927);Frauen und Abenteurer (München, 1927);Glanz und Elend berühmter Frauen (Berlin, 1927);Himmlische und irdische Liebe in Frauenschicksalen (Berlin, 1928);Ungewöhnliche Menschen und Schicksale (Berlin, 1929);Die göttliche Garbo (Gießen, 1930)Männer und Masken (Berlin, 1930);Gefährtinnen (Berlin, 1931).

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Barnouw, D. Franz Blei, Literat—Lytton Strachey, Writer. Zur Frage ihrer Rezeption. Neohelicon 6, 177–225 (1978). https://doi.org/10.1007/BF02089494

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