Zusammenfassung
Es ergab sich, daß flächenhaft ausgebreitete und rasch bewegte Entladungen die Wärmeenergie über eine große Fläche verteilen und dadurch ungefährlich sind. Solche Entladungsformen können sich nur dann ausbilden, wenn die Feuchtigkeit gleichmäßig über den Isolator verteilt ist und vor allem der Grad der Feuchtigkeit nicht zu hoch ist. Selbst Entladungen verhältnismäßig hoher Stromstärke (2 mA) wirken dann nicht kriechspurerzeugend. Ist dagegen der Grad der Feuchtigkeit hoch oder die Feuchtigkeit ungleichmäßig verteilt, dann bilden sich still-stehende Entladungen und diese führen zu Kriechspurbildung schon bei sehr geringen Stromstärken (etwa 0,1 mA). Da die Kontaktentladung (Abreißentladung) von der Länge Null an beginnt, kann sich auch bei Stromstärken vom Bruchteil eines mA ein Büschelbogen mit hocherhitztem Fußpunkt bilden. Die Kraftwirkungen des elektrischen Feldes spielen bei Hochspannung eine entscheidende Rolle.
Die ungleichmäßige Verteilung der Leitfähigkeit auf der Oberfläche ist somit eine allgemeingültige Vorbedingung für die Kriechspurbildung. Im Fall der Spurbildung ohne Gasentladung ergab sich eine Anreicherung des Elektrolyten längs der Grenzflächen und dadurch eine Konzentration der Ionenleitung auf Kanäle. Bei der Spurbildung durch Gasentladungen ist eine analoge Konzentration der Leitung, die zur Ausbildung stromdichter Gasentladungen führt, vorhanden.
Das Endstadium der Kriechspurbildung, in welchem die verkohlte leitende Spur entsteht, ist in der Regel die Gasentladung mit fallender Kennlinie und heißem (unter Umständen thermisch aktivem) Fußpunkt. Zur Verhinderung der Kriechspurbildung sind daher Maßnahmen am tauglichsten, welche die Ausbildung von Gasentladungen fallender Kennlinie verhindern.
Schrifttum
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Cron, H.v. Über Kriechspurbildung auf Isolierstoffen bei Hochspannung. Archiv f. Elektrotechnik 37, 123–137 (1943). https://doi.org/10.1007/BF02086766
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