Gesamtzusammenfassung
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1.
Es gelang, an der Cornea mit stark abgestuften Bacillenmengen einer gleichen Aufschwemmung verschiedene Reaktionsgrade — aber stets von gleicher histologischer Qualität — zu erzeugen.
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2.
Auch bei subcutanen Infektionen von Meerschweinchen erhielten wir ohne Ausnahme mit stark abgestuften Bacillenmengen ein und derselben Aufschwemmung unmittelbar am Orte der Bacilleneinverleibung verschiedene Reaktionsgrade. Diese hielten sich in groΒen Zügen im Rahmen der injizierten Mengen des geformten Virus.
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3.
Auffallend gegensätzlich hierzu verhielten sich die regionären Lymphknoten. Man fand hier immer — auch in den zu den kleinsten Virusmengen gehörigenmaximale Reaktionen. Wir schlieΒen daraus, daΒ zur Auslösung einer maximalen Lymphknotenreaktion nur ein Virusminimum nötig ist.
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4.
Auf die Qualität der Prozesse hatte die GröΒe der Virusmenge weder an den Stellen der unmittelbaren noch an denen der mittelbaren Reaktionen einen EinfluΒ.
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5.
Quantitative Untersuchungen — mittels der Butschowitzschen Methode der vergleichenden Hefezellenzählung — an 30 verschiedenen Fällen menschlicher Lungentuberkulose auf den Gehalt der tuberkulösen Herde an Tuberkelbacillen ergaben die völlige Unabhängigkeit der geweblichen Zusammensetzung des Herdes und seiner Ausdehnung von der feststellbaren Zahl der Bacillen.
Damit erweist sich die Gestaltung einer unmittelbaren Infektion (Primäraffekte der Meerschweinchenhaut, der Kaninchencornea) abhängig von der Bacillenzahl. Alle von mir untersuchten mittelbaren Infektionsfolgen (Lymphknotenanteil des Primärkomplexes der Meerschweinchenhaut, Herde bei der Lungentuberkulose des Menschen) stehen dagegen in keinem Verhältnis zur Zahl der vorhandenen Bacillen. Es verbietet sich daher, sie ihrer Entstehung nach auf so einfache Bedingungen wie Zahl und Virulenz der Bacillen zu beziehen.
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Santo, E. Die Bedeutung der Virusmenge für das pathomorphologische Bild der Tuberkulose. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 77, 191–215 (1931). https://doi.org/10.1007/BF02085359
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