Zusammenfassung
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1.
Bei Fütterung rebhuhnfarbiger Italienerhühner mit kleinen Schilddrüsendosen zeigt sich eine Anreicherung ihres Gefieders mit schwarzem Pigment.
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2.
Dieses Dunkelwerden des Gefieders geht unter Ausfall des rotgelben Pigments und unter Ersatz durch das schwarze vor sich.
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3.
Die größere Labilität des roten Pigments gegenüber dem schwarzen ist in ihrer Beziehung zur depressiven Wirkung einer Hyperthyreoidisierung endgültig festgestellt.
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4.
Eine Hyperthyreoidisierung mittels kleiner Dosen ruft ebenfalls allgemeine scharf ausgeprägte Störungen in der Verteilung der Pigmente des Hühnergefieders hervor, wobei sich diese Veränderungen in Abhängigkeit von Geschlecht und Alter der Hühner scharf voneinander unterscheiden: während bei Hähnen und jungen Hühnern das Halzgefieder eine mehr oder weniger gleichmäßige schwarze Farbe annimmt, findet bei ausgewachsenen Hühnern eine Neuverteilung des schwarzen Pigments in horizontalgelagerten Streifen statt.
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5.
Diese Unterschiede im allgemeinen Charakter der Wirkung der Hyperthyreoidisierung auf die Färbung des Hühnergefieders kann man durch die Interferenz des Einflusses von zwei wirkenden Faktoren — der Geschlechtsdrüsen — und der Schilddrüsen erklären, wobei sich die Wirkung der weiblichen Geschlechtsdrüse stärker äußert und bei Kücken im Alter von 5–6 Monaten noch nicht beobachtet wird.
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6.
Die Hyperthyreoidisierung hat auch einen verschiedenen Einfluß auf Form und Struktur des Gefieders ; die erhaltenen äußeren Veränderungen gestatten, von einer Annäherung des typischen Hahnengefieders an das der Hühner zu sprechen.
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7.
Eine detaillierte Analyse der Struktur des hyperthyreoidisierten Gefieders, besonders seiner Pigmentierung, erlaubt jedoch nicht, diese Veränderung als irgendwie annähernde „Metamorphose“ des typisch männlichen Geschlechtsgefieders in das weibliche oder umgekehrt zu bezeichnen.
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8.
Richtiger ist es, einen allgemein depressiven Einfluß, den die Hyperthyreoidisierung auf Struktur und Pigmentbildung des Hühnergefieders ausübt zu vermuten.
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9.
Schließlich verzeichnen wir die von uns beschriebene Änderung der Federzeichnung bei Hennen als eine neue Äußerung der morphogenetischen Wirkung der Schilddrüse, die den früher beschriebenen Symptomen der Mauser, der Depigmentation und der allgemeinen Strukturänderung der Feder angereiht werden soll.
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Die vorliegende Mitteilung sollte mit einer größeren Anzahl farbiger Abbildungen versehen werden, die unsere grundsätzlichen Schlußfolgerungen bestätigen. Aber wir mußten leider von der genügenden Anzahl farbiger Bilder wegen technisch-typographischer Schwierigkeiten absehen.
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Zawadowsky, B.M., Rochlin, M. Zur Frage nach dem Einfluss der Hyperthyreoidisierung auf die Färbung und Geschlechtsstruktur des Hühnergefieders. W. Roux' Archiv f. Entwicklungsmechanik 113, 323–345 (1928). https://doi.org/10.1007/BF02081073
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