Zusammenfassung
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1.
Die Tuberkulose zeigt Neigung, sich nicht in einem einzigen Organ, sondern in einer ganzen Organgruppe (Gewebsgruppe) zu lokalisieren. Die Gruppenbildung ist nicht zufällig, sondern wird, wie es scheint, durch gemeinsame embryologische Abstammung der Organe bestimmt. Folgende Gruppen sind zu unterscheiden: Lunge, Kehlkopf, Darm (inneres Keimblatt), Drüsen, Knochen, seröse Häute (Mesenchym), Haut und Auge (Ektoderm) und Urogenitalapparat (Mesoderm).
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2.
Die Tuberkulosedisposition ist im Kindesalter am stärksten bei den Bildungen des Mesenchym, nach der Geschlechtsreife bei denjenigen des Entoderms.
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3.
Die Verschiebung der Tuberkuloselokalisation mit dem Lebensalter spricht für Abhängigkeit derselben von der endokrinen Korrelation. Daran knüpft sich die Annahme, daß durch Beeinflussung der Korrelation auch die Lokalisation, richtiger der Aktivitätsgrad bei einer bestimmten Lokalisation, beeinflußt werden kann.
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4.
Die Lungentuberkulose gibt im allgemeinen gute Prognose, wenn sie mit bestimmten anderen Lokalisationen vergesellschaftet ist. Die Lungenresistenz ist dem Grade nach verschieden je nach der Lokalisation in anderen Organen. Die Resistenz ist absolut, wenn Lungentuberkulose mit Lokalisationen in Haut und Auge vergesellschaftet ist, sie ist abgeschwächt, wenn Bildungen des Mesenchyms und Mesoderms gleichzeitig erkrankt sind.
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Sternberg, A. Über die Lokalisation der Tuberkulose. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 63, 106–111 (1926). https://doi.org/10.1007/BF02080529
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF02080529