Zusammenfassung
Vergleichende Untersuchungen an intracutanen Hautimpfungen mit AT, Colibacillenverreibungen und Colikulturfiltrat haben in Übereinstimmung mit älteren eigenen und fremden Untersuchungen folgendes ergeben:
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1.
Es ist selbstverständlich, daβ mit Colibacillenverreibung angelegte Intracutanimpfungen tuberkuloides Gewebe erzeugen. Das ist nicht nur bei Tuberkulösen im weitesten Sinne, sondern sogar bei völlig Gesunden (hinsichtlich Tuberkulose) zu erwarten.Denn auf die Zufuhr von Stoffen, die nicht einfach bzw. in kurzer Zeit resorbierbar sind, sondern nur langsam abgebaut werden (Bakterien und ihre Verreibungen, Leberextrakte, Fette und. Lipoide, Fremdkörper usw.)antwortet der Körper stets mit der Bildung tuberkuloiden Gewebes. Deshalb ist es unzulässig, durch AT erzeugte Hautimpfungen in histologischer Beziehung zu vergleichen mit solchen durch Colibacillenverreibung. Vergleichbar mit jenen sind nur Hautimpfungen durch Colikulturfiltrate.
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2.
Wie AT beim Tuberkulosefreien niemals tuberkuloides Gewebe erzeugt, so zeigen auch Hautimpfungen mit Colikulturfiltrat nur ein unspezifisches Granulationsgewebe, selbst bei tuberkuloseinfizierten Menschen, entsprechend den Hautimpfungen mit anderen „Lösungen“ wie Staphylolysine und Trichophytin (Zieler) bzw. Dysenterietoxin (Zieler undMarkert).
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3.
Wenn auch tuberkuloides Gewebe durch sehr verschiedene Ursachen hervorgerufen werden kann und für sich allein nicht spezifisch ist, so gehört doch alles, was durch lebende und tote TB bewirkt wird oder unter ihrer Mitwirkung entsteht (z. B. tuberkulöses Gewebe durch AT-Hautimpfung bei Tuberkulösen)zur Tuberkulose. Somit bleibt auch die positive Tuberkulinhautreaktion ein neugebildeter tuberkulöser Herd. Denn das Tuberkulin ist nicht imstande, bei tuberkulosefreien tuberkuloides Gewebe zu erzeugen.
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Zieler, K. Zur Spezifität der Tuberkulinreaktion mit besonderer Berücksichtigung ihrer histologischen Grundlage. Beiträge zur Klinik der Tuberkulose 64, 94–105 (1926). https://doi.org/10.1007/BF02080004
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