Untersuchungen zur Frage der Virulenz des BCG

Zusammenfassung

• 1. Die Prüfung eines BCG-Passagestammes, der in 10maliger direkter Weiterimpfung während 13 Monaten in der Kaninchencornea fortgezüchtet war, ergab keine Virulenzsteigerung gegenüber dem Original-BCG-Stamm.

• 2. Die Ursache für dieses zu den Befunden vonPetroff sowie vonKorschun,Dwijkow undGorochownikowa in Widerspruch stehende Ergebnis wird zunächst darin gesehen, daß der BCG in unseren Passageversuchen den Einwirkungen der Körpersäfte im wesentlichen entzogen blieb, da die Weiterimpfung stets vorgenommen wurde, ehe der Corneaherd vascularisiert war.

• 3. Es ist möglich, zu einem erheblich späteren Zeitpunkt, nach der Vascularisierung des Herdes, weiterzuimpfen, die Corneapassagen also so durchzuführen, daß der BCG geraume Zeit der Einwirkung des Blutes ausgesetzt wird.

• 4. Vergleichende Untersuchungen über Verlauf und Dauer des Corneaprozesses führten zu der Feststellung, daß der durch eine kleine BCG-Dosis - 0,001 bis 0,0001 mg — hervorgerufene Corneaprozeß bei langsamer Entwicklung den gleichen Umfang erreichen kann und etwa die doppelte Zeit zur Ausheilung benötigt, wie die rasch einsetzenden Corneaveränderungen nach Injektion von etwa 0,1 mg BCG.

• 5. Bei der Virulenzprüfung des BCG wirken seine bekannten immunisierenden, die Ausbreitung selbst hochvirulenter Tuberkelbacillen zunächst hemmenden Eigenschaften seinen pathogenen Fähigkeiten entgegen. Es scheint auch bei intra- und subcutaner, ähnlich wie bei intracornealer Injektion eine optimale, relativ niedrige Dosis zu geben, bei deren Verwendung sich die pathogenen Fähigkeiten des BCG am besten auswirken können.