Ueber das inducirte Irresein (Folie communiqée)

Resumé

• 1. Zu der Gruppe des inducirten Irreseins gehören diejenigen Geisteskrankheiten, welche von einem irren Individuum durch Implantation der Wahnideen in seiner bis dahin psychisch nicht kranken Umgebung hervorgerufen werden.

• 2. Die üebertragung einer Geistesstörung ist eine verhältnissmässig sehr seltene Erscheinung.

• 3. Unter den übertragenen Psychosen bildet die Verrücktheit (Paranoia) das Hauptcontingent.

• 4. Die primäre und secundäre Geisteskrankheit zeigen während des ganzen Verlaufes im Wesentlichen identischen Inhalt des Wahns.

• 5. Psychopathische Disposition bietet den hauptätiologischen Factor für die Entstehung einer inducirten Geistesstörung.

• 6. Begünstigende Momente sind ferner Blutsverwandtschaft (conforme cerebrale Organisation); psychische Aehnlichkeit vor der Erkrankung, Seelenharmonie und intimes Zusammenleben in der Abgeschlossenheit; intellectuelle, moralische oder sociale Ueberlegenheit der ersterkrankten, geringere psychische Resistenz der zweitbetroffenen Person.

• 7. Das psychologische Phänomen der Implantation einer Geistesstörung beruht auf „Nachahmung“ aus egoistischem Antriebe.

• 8. Der gesunde Mensch mit „rüstigem“ Gehirne ist durch länger dauernden intimen Umgang mit Geisteskranken in keiner Weise gefährdet.