Die Bedeutung einer vorübergehenden Harnleiterobstruktion für die Entstehung von ascendierenden Niereninfektionen bei Ratten

Summary

Injection of an E. coli-suspension into the urethra, after temporary ligature of the left ureter in rats, results in a bilateral ascending pyelonephritis. Quantitative bacteriological examination of kidney tissue showed the infection to be more pronounced and of longer duration on the left side as compared to the right kidney, which had been intact at the time of infection.

We used 5 different strains of E. coli. There was no close relationship between the degree of infection and the respective strain.

X-ray examinations showed a reflux of contrast medium into the ureters and the renal pelves immediately after injection into the bladder (spontaneous vesicoureteric reflux in rats). In the left pelvis, which had been damaged by temporary ligation of the ureter, the contrast medium was retained much longer than on the right side. If infected bladder urine refluxes into the ureter and pelvis this retention undoubtedly enhances the penetration of infecting organisms into the renal parenchyma.

Our experimental data show that with primary infection of the bladder the ascending route via the ureter plays a dominant role in kidney-infection. There was no evidence, under the given experimental conditions, for a hematogenous route of infection to the kidneys.

Zusammenfassung

Es wird eine einfache Methode zur Erzeugung einer ascendierenden E. coli-Pyelonephritis bei der Ratte beschrieben: Nach vorübergehender Ligatur des linken Harnleiters wird eine E. coli-Suspension in die Harnröhre injiziert. Aus bakteriologischen Untersuchungen des Nierengewebes geht hervor, daß die vorgeschädigte Niere wesentlich stärker infiziert ist als das kontralaterale Organ. Letzteres wird darüber hinaus in kurzer Zeit keimfrei, während in der geschädigten Niere die Infektion länger andauert. Unterschiede in dem Ausmaß der Infektion in Abhängigkeit von dem jeweils benutzten E. coli-Stamm (es wurden 5 Stämme verwandt) waren nicht nachweisbar. Durch urographische Untersuchungen mit Röntgenkontrastmittel ließ sich zeigen, daß dieses sofort nach der Injektion in die Harnblase über die Harnleiter in die Nierenbecken eindringt (spontaner vesicoureteraler Reflux bei der Ratte). In dem durch vorübergehende Ligatur geschädigten Nierenbecken wird das Kontrastmittel im Vergleich zu der kontralateralen Niere sehr lange retiniert. Diese Tatsache, auf infizierten Harn übertragen, erleichtert zweifellos ebenso wie der vesicoureterale Reflux die ascendierende Infektion des Nierenparenchyms. Die Untersuchungen zeigen ferner, daß bei primärer Blaseninfektion der intracanaliculäre Infektionsweg von entscheidender Bedeutung ist, während für eine hämatogene Infektion der Nieren bei dieser Versuchsanordnung kein sicherer Anhalt vorliegt.