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Von der Krankheit, nicht krank sein zu können

  • Psychohygiene
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Zeitschrift für Präventivmedizin

Zusammenfassung

Krank sein zu können, gehört zu den Urphänomenen des Lebens. Chemische oder elektrische Beseitigung der Krankheiten führt zum Tod bei Lebzeiten. Der Verfasser des Buches, das diesen Titel trägt und über dessen Inhalt hier referiert wird, ein Psychiater, stand im 2. Weltkrieg an der Ostfront, erkrankte an Flecktyphus und war dem Tode nahe. In der Verwirrtheit des Fiebers rief er Christus um Hilfe an und wurde kurz darauf von einem Flugzeug in ein heimatliches Lazarett geholt und gerettet. Der Verfasser betrachtet somit Krankheit und Gesundheit vom christlichen Standpunkt aus als Geschick, das wir mit Ergebung tragen müssen, und er betrachtet die moderne, offizielle Medizin, welche körperliche und seelische Leiden mit Medikamenten und Schockkuren, sogar mit Hirnoperationen möglichst im Anfangsstadium beseitigen möchte, mit höchster Kritik und Mißbilligung. Mit einer Reihe ausführlicher Krankengeschichten illustriert er seine Auffassungen eindringlich, die geeignet sind, auch auf die prophylaktische Medizin ein besonderes Licht zu werfen.

Résumé

Pouvoir être malade est un des phénomènes fondamentaux de la vie. La suppression chimique ou électrique des maladies entraîne la mort pendant la vie. L'auteur du livre qui porte le titre « La maladie de ne pouvoir être malade » et dont on traite ici, est psychiatre. Il fut dans la deuxième guerre mondiale sur le front de l'Est comme médecin, où il contracta la fièvre typhoïde. Dans le délire il appela le secours de Jésus, et peu de temps après il fut transporté par avion dans un lazaret de sa patrie et sauvé. L'auteur considère donc la maladie et la santé du point de vue chrétien comme un destin qui doit être porté avec résignation. Il désapprouve hautement la médecine moderne officielle, qui supprime les maladies corporelles et psychiques si possible avec des médicaments et des cures de choc, ou même par des opérations du cerveau. Il illustre sa thèse énergiquement par une série d'histoires de malades détaillées. Elles sont aptes à jeter une lumière particulière aussi sur la médecine prophylactique.

Non seulement le médecin, mais aussi le laïque et surtout tous les malades avec des souffrances chroniques liront ce message avec profit.

Summary

Being able to be ill is one of the fundamental phenomenons of life. The chemical or electrical removal of disease leads to death during lifetime. The author of the book entitled « The illness of not being able to be ill » which is being discussed here, is a psychiatrist. He served in the second world war on the Eastern Front as a physician, and caught typhoid fever. In delirium he called on Jesus for help and soon was rescued by an airplane to one of his country's lazarets and was saved. The author considers illness and health from the christian viewpoint as a fate which is to be borne with resignation. He strongly disapproves of modern official medicine, which suppresses physical and psychological illnesses with drugs and shocktreatment or even operations of the brain. He energetically illustrates his thesis with a series of detailed case histories. Theses are apt to throw a special light on prophylactic medicine as well.

Not only the physician, but also the laic and above all those suffering from chronic disease will read this message with profit.

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Schrifttum und Bemerkungen

  1. Vortrag, gehalten am 25.September 1954 in der Schweizerischen Psychoanalytischen Gesellschaft in Zürich.

  2. Verl. E. Klett, Stuttgart, 1954.

  3. Vgl.B. Pascal. Gedenken. Mit Anmerkungen vonVoltaire, die bissig und vielfach erheiternd wirken. Reclam-Ausgabe. Wir erwähnen daraus noch folgende: Die Gegenwart ist die einzige Zeit, die uns wahrhaft gehört, die wir nach Gottes Willen benützen dürfen. Zu ihr sollen unsere Gedanken hauptsächlich in Bezug stehn. Unser Herr hat nicht gewollt, daß sich unser Blick weiter richten soll, als auf den heutigen Tag. Diese Grenzen lehrt er uns beachten so für unser Heil wie für unsere eigene Ruhe. 292. Es ist angenehm, in einem Schiffe vom Sturm umhergeworfen zu werden, wenn man sicher weiß, daß es nicht untergehn wird. Die Verfolgungen, welche die Kirche betrafen, waren derartig. Die Geschichte der Kirche muß recht eigentlich die Geschichte der Wahrheit genannt werden. 297. Krankheit ist der natürliche Zustand des Christen. 314. Wir dürfen den Körper des toten Christen nicht als ein stinkendes Luder betrachten. 326. (Gedanken über den Tod, anläßlich des Todes seines Vaters geschrieben.) Dr.Imre Hermann, Budapest, hat in der Imago, XI. B. 1925, S. 346, zwei Überlieferungen aus Pascals Kinderjahren besprochen. Seine Nichte Perier berichtet, als er ein Jahr alt gewesen, sei er in eine Auszehrung verfallen, die man in Paris tomber en chartre (Gefängnis) nannte. Er konnte darin kein. Wasser sehn, ohne in große Aufregung zu geraten, und konnte es nicht ausstehn, Vater und Mutter beisammen zu sehn. Das dauerte über ein Jahr und brachte ihn dem Tode nahe. Es wurde auf Verhexung zurückgeführt. Der Vater stellte die vermeintliche Hexe einmal zur Rede. und auf seine Drohungen gab sie zu, das Kind aus Rache verhext zu haben, weil er ihr einmal Rechtsbeistand verweigert habe. Er wollte ein Pferd opfern, um den Todeszauber zu lösen. Sie erklärte, eine Katze genüge, und warf eine solche, dann eine zweite zum Fenster hinaus. Als der Knabe trotzdem gestorben schien, gab ihr der Vater auf der Treppe eine Ohrfeige, daß síe über die Stufen hinunterfiel. Wie sie es vorausgesagt hatte, erholte er sich aber zwischen 12 und 1 Uhr nachts. Er war nach 3 Wochen von seiner Wasserfurcht und seiner Abneigung gegen das elterliche Zusammensein völlig geheilt. Die Mutter starb, als Pascal 3, höchstens 5 Jahre alt war. Bei der Geburt seiner jüngern Schwester war er zweijährig. Der Autor schließt aus seinem Verhalten auf ein intensives Ödipusverhältnis. Der Vater unterrichtete ihn und wollte ihn erst in Mathematik unterweisen nach dem Sprachunterricht. Er schloß daher alle mathematischen Bücher ein. Pascal zeichnet mit Kreide einen Kreis = Rundes und eine Linie = Stange auf den Fußboden. Er kämpft später gegen alle Autoritäten, gegen Aristoteles auf dem Gebiet der Naturwissenschaft und Theologie zugleich. Er schließt sich dem Jansenismus an im Gegensatz zur Familie. Der Vater sträubte sich gegen das Verlangen der jüngern Schwester, Nonne zu werden. Pascal unterstützte sie. Der Vater wurde mißtrauisch gegen die beiden und ließ sie überwachen. Nach dem Tode des Vaters, den er als Strafe für Sünden auffaßte, ergab er sich geraume Zeit der Eitelkeit, dem Unnützen, dem Vergnügen und der Liebe. Nach 3 Jahren wurde er Asket. Er machte guten Gebrauch von seiner Krankheit. Seit dem 18. Jahr war er keinen Tag ohne Schmerzen. Die Verdoppelung der Übel begann mit einem starken Zahnweh, das ihm den Schlaf raubte. In diesen schlaflosen Nächten kamen ihm einige Gedanken über die Aufgabe von der Roulette oder Zykloide. Als er das Problem gelöst, fühlte er sich von seinem Übel geheilt. Er erklärte, er betrachte die Erfindung nur als ein Heilmittel, welches seine Zwecke schon erreicht habe.

  4. N. Berdiajew hat im Verlag Holle, Darmstadt (o.J.), ein Buch mit dem Titel « Das Ich und die Welt der Objekte » veröffentlicht, eine Philosophie der Einsamkeit und der Gemeinschaft, das, mit einem Bild des Verfassers geschmückt, einen biographischen Anhang enthält, aus dem hervorgeht, daß der 1874 in Kiew geborene Philosoph seit 1922 in Westeuropa lebte und bei seinem Tod 1948 zu den führenden Köpfen der personalistischen und existentialistischen Bewegung zählte. In 5 Betrachtungen des 1933 erschienenen Buches werden behandelt: 1. die Tragik und die Aufgaben der Philosophie, 2. Subjekte und Objektivierung, 3. Ich, Einsamkeit und Gemeinschaft, 4. die Krankheit der Zeit, Veränderung und Ewigkeit, 5. Persönlichkeit, Gesellschaft und Gemeinschaft. Grundidee seines Lebens, erklärt der Autor abschließend, sei die Idee vom Menschen, von seinem Bilde, von seiner schöpferischen Freiheit und Vorausbestimmung. Das sei auch das Thema seines Buches. Es wurde im patristischen und scholastischen Denken nicht richtig aufgeworfen, erst in der Renaissance und im Humanismus, die aber in der objektiven Welt befangen waren. Jetzt ist unser Denken pessimistischer geworden; es wendet sich aber nicht passiv von den Qualen der Welt ab, sondern bejaht sie aktiv und schöpferisch. Der Übergang vom Menschen geht nicht zum ÜbermenschenNietzsches, sondern zu Gott. Das ist das Hauptthema des Christentums; die Philosophie des menschlichen Existierens ist eine christliche, die Erkenntnis der Wahrheit abhängig von der Stufe der Gemeinschaft der Menschen, ihrer Gemeinschaft im Geiste. Verglichen mit dem Existentialismus einesKierkegaard, Heidegger, Sartre undJaspers gewährt der des russischen Philosophen einen erfreulichen, positiven, aktiven und freiheitlichen An- und Ausblick.

  5. A. Kielholz. Siegmund Freud und das Problem des Krieges. Junge Schweiz Nr. 11/12, Dez. 1954, weist auf den Zusammenhang von der Aufstellung der Theorie vom Todestrieb mit der Erkrankung des Schöpfers der Psychoanalyse an einem Sarkom des Oberkiefers hin.

  6. Bjelinskij ist der Vater des russischen Nihilismus.

  7. H. Bergson. Schöpferische Entwicklung. Verl. Eug. Diederichs, Jena, 1912.

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  8. Ch. Darwin. Die Abstammung des Menschen und die Zuchtwahl in geschlechtlicher Beziehung, übersetzt aus dem Englischen von Dav. Haek. Verl. Ph. Reclam. Leipzig. 2 Bände. 3216–25.

  9. Haeckel. Welträtsel. Verl. Alf. Kröner, Stuttgart. 1899.

  10. Kurt Schneider. Klin. Psychopathologie. 3. verm. Aufl. der Beiträge zur Psychiatrie. Verl. Gg. Thieme, Stuttgart, 1950.

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  11. Const. von Monakow. Gehirn und Gewissen. Mit einer biographischen Einführung vonM. Minkowski. Morgarten-Verl. Conzett & Huber, Zürich, 1950.

  12. Griesinger. Archiv f. Psychiatrie I. S. 626.

  13. Westphal. Arch. f. Psychiatrie III. S. 138.

  14. Vgl. [10].

  15. Kräpelin. Psychiatrie. II. B. S. 538. Verl. J. Ambr. Barth. Leipzig 1899.

  16. P. Janet. Les Obsessions et la Psychiasthénie. 3. Aufl. Paris. 1919.

  17. Friedr. Christoph Oetinger, protest. Theosoph, geb. 6.5.1702 zu Göppingen, gest. 10.2.1782 als Prälat im Kloster Murrhard (Brockhaus, kl. Konversationslexikon, 5. Aufl. Leipzig, 1906. 2. B. S. 332.)

  18. C. G. Jung. Antwort aufHiob. Rascher Verl. Zürich, 1952, ist eine Auseinandersetzung des großen wandlungsfähigen Psychologen mit moderner Religionspsychologie. Der negative Vaterkomplex des Theologensohns kommt auch hier wieder deutlich zum Vorschein, dann auch die nachträglichen Angleichungen anFreud und dessen Zukunft einer Illusion.

  19. Dostojewskij. Vgl.André Gide. Dostojewskij. Aufsätze und Vorträge. Deutsch. Verl. Anstalt Stuttgart. 1952. Zeigt, wie der Atheist und Skeptiker von dem christlichen Denker und Dichter, den er als den größten aller Romanciers bezeichnet, und von Seiner Demut und seinem Optimismus immer wieder angezogen wurde.

  20. SchonDominicus stellte sich auf den Standpunkt, die Krankheit müsse ihm zur Buße dienen, und erwies sich damit nach Auffassung seines BiographenW. Nigg (Vom Geheimnis der Mönche. Artemis-Verl. Zürich, 1953, S. 304) als « haushoch erhaben über modernem Gesundheitsfimmel ».

  21. V. v. Weizsäcker. Der Gestaltkreis. Theorie der Einheit von Wahrnehmen und Bewegen. Vierte Auflage. Verl. Gg. Thieme, Stuttgart, 1950. Wenn ein Buch über ein scheinbar rein theoretisches Thema in so bewegten Zeiten — der Autor vollendete den Entwurf des Werkes Nov. 1939 — vier Auflagen erlebt, so sind wir wohl berechtigt, ihm eine größere Bedeutung zuzumessen. Es handelt sich um die Einführung des Subjekts in die Biologie, wobei mit Bezug auf die philosophische Grundlage vonHegel zuFreud, Heidegger undSartre gegangen wird. Der Gestaltkreis von Wahrnehmung und Bewegung, welche beiden sich nicht ins Gleichgewicht bringen lassen, wird hauptsächlich mit Beispielen aus der Psychologie und Pathologie des Zentralnervensystems veranschaulicht. Es werden dabei Ansätze aus der Biologie, der Psychophysik und der Naturphilosophie weitergeführt, wobei der Autor eine weitgehende Kenntnis der Geschichte dieser Wissenschaften beweist und in glücklicher Art verwertet. Bewegung kommt nur unter Wirkung der Sinne zustande und umgekehrt Wahrnehmung nur mit Mithilfe der Bewegung. Die Sinnesorgane bilden ein fließendes Funktionsgewebe. Wahrnehmungen sind Erscheinungen wirklicher Dinge durch wirkliche Organe. Wir haben nicht nur eine starre, sondern auch eine bewegliche Umwelt und müssen uns mit dieser auseinandersetzen wie der Reiter mit dem Pferd oder der Fahrer mit dem Wagen. Der Gestalkreis ist ein Symbol des Lebens bis hoch in die alten Mythen hinauf. Jede Beobachtung enthält schon ein Urteil, jede Theorie ist eine Art Beobachtung. Der Indeterminismus der modernen Physik wird als Bundesgenosse begrüßt. Die Psychoanalyse der Neurosen erweist sich als eine Mischung von psychischen und physischen Fakten in Diagnose und Therapie. Um Lebendes zu erforschen, muß man sich am Leben beteiligen. Das Subjekt ist kein fester Begriff, sondern muß unablässig erworben werden. Immer in Zeiten der Krise, wie wir sie heute durchleben, steigert sich das Bedürfnis nach Besinnung auf die Entstehung unseres heutigen Wissens und durch Rückgriff auf die alte Weisheit am Beginn unserer Kultur bei den unübertrefflichen Griechen sich Halt und Schutz zu verschaffen. Das besinnliche Buchv. Weizsäckers darf als wertvoller Wegweiser dazu empfohlen werden.

  22. Vgl. dazuS. Freud: Dostojewskij und die Vatertötung. Almanach der Psychoanalyse. 1930. S. 9, ferner: Über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia (Schreber). Ges. Schr. B. VIII. S. 423: Was wir für Krankheitsproduktion halten, die Wahnbildung, ist in Wirklichkeit der Heilungsversuch, die Rekonstruktion.

  23. Dichtung und Wahrheit. I. Teil, I. Buch.Goethes Werke, herausgegeben von Carl Alt. Deutsch. Verl.-Haus Bong & Co. Berlin. IX. B. S. 28.

  24. M. Boß. Alte und neue Schocktherapeuten und Schocktherapien. Zeitschr. f. d. g. N. und Psy. B. 173. Schlußheft 1941. Berlin, Verl. Springer. S. 776.

  25. Dr. L. Kalinowsky undProf. Dr. P. H. Hoch, Schockbehandlungen, Psychochirurgie und andere somatische Behandlungsverfahren in der Psychiatrie. Verl. H. Huber, Bern. 2. Aufl. 1952. Ein Werk von enzyklopädischer Vollständigkeit, doch nur ein Leitfaden. Die historische Entwicklung ergibt, daß die Schockmethoden rein empirisch gefunden wurden, und daß kein Zusammenhang besteht mit dem früher geübten psychischen Schock. Zu den Vorläufern der Psychochirurgie gehörtBurckhardt, der 1890 in Préfargier Operationen bei Psychosen durchführte. Die grundlegende Beschreibung des Insulinschocks erfolgte durchSakel. Die prognostische Bedeutung der erblichen Belastung konnte noch nicht endgültig bestimmt werden. Durch die Insulinkuren ist es zu einer deutlichen Entlastung der Anstalten gekommen. Die Krampfbehandlungen, die durchMeduna undCerletti eingeführt wurden, zuerst mit Medikamenten, Kampher, Cardiazol, dann elektrisch vollzogen, sind am wirksamsten bei Affektpsychosen, speziell bei Depressionen des Rückbildungsalters, auch bei Hypochondrien. Eine Reihe von medikamentösen Behandlungen werden mit Schock kombiniert. Die theoretischen Betrachtungen weisen darauf hin, daß es eine ganze Reihe von Theorien zur Erklärung der Wirkung der verschiedenen Kuren gibt, daß aber keine einleuchtend genug ist. Es besteht wahrscheinlich kein Antagonismus von Schizophrenie und Epilepsie. Auch die psychogene Wirkung der Kuren erscheint fraglich. Die Amnesie kann nicht heilend wirken. Auch die Wirkung der Psychotherapie während und nach den Schockkuren ist noch nicht abgeklärt. Die Theorien über die Wirkung der Psychochirurgie sind weniger zahlreich, aber klinisch besser begründet. Die somatischen Behandlungen werfen kein Licht auf die Ätiologie der Psychosen. Die reichliche und umfangreiche Bibliographie, welche die Literatur der ganzen Welt umfaßt, läßt erkennen, welche erhebliche Rolle Schweizer, hauptsächlichProf. M. Müller, Münsingen, spielen.

  26. M. Boß. Einführung in die psychosomatische Medizin. Verl. H. Huber, Bern, 1954.Müller-Eckhard dürfte mit dieser philosophischen Auffassung der Medizin und ihrer Abwendung von Mechanik und Materialismus völlig einverstanden sein. Vgl. auchFranz Alexander. Psychosomatische Medizin. Verl. W. v. Gruyter & Co. Berlin, 1951.

  27. C. G. Jung. Die Psychologie der Übertragung. Verl. Rascher, Zürich, 1946; vgl. auchA. Kielholz. Von der Übertragung. Prakt. Psychiatrie. Nr. 7–9. 1951.

  28. E. Coué. Die Selbstbemeisterung durch bewußte Autosuggestion. 164–165. Tausend. Verl. B. Schwabe, Basel. 1950.

  29. Otto Weininger. Geschlecht und Charakter. 19. Aufl. Verl. Braumüller. 1920.

  30. C. W. Beers. Eine Seele, die sich wiederfand. Verl. B. Schwabe, Basel, 1941. Diese Autobiographie bildet den Ausgangspunkt der heute die ganze Welt umspannenden Organisation für psychische Hygiene. Es ist aber unrichtig, wenn der Autor behauptet, daß seine Krankheitsgeschichte mit einem Unfall beginne, tatsächlich war dieser Unfall ein Suizidversuch, ausgelöst durch eine Depression.

  31. Bernanos Georg, geb. 20.2.88 in Paris, kämpfte als franz. Romancier, der die Macht des Teufels und die Größe der Heiligen besonders in Priestergestalten sichtbar werden ließ, und als unerbittlicher Pamphletär, dem die Sattheit der Bürger und die Lauheit der Christen ein Greuel sind, gegen die diesseitige Zurechtbiegung des Christentums. Während des Zweiten Weltkrieges trat er im Exil von Südamerika aus für die Würde und Sendung Frankreichs ein. 1936 bekam er einen Romanpreis der Académie Française. Er verfaßte: Sous le soleil de Satan, 1926, Journal d'un curé de campagne, 1936, La grande peur des bienpensants, 1931, Les grandes cimetières sous la lune, 1938, Lettres aux Anglais, 1940–42 (Schw. Lexikon, Bd. I, S. 1120).

  32. Handbüchlein der Moral. Reclam-Bibliothek. Leipzig.

  33. Karen Horney: Unsere innern Konflikte. Eine konstruktive Neurosentheorie. Verl. Gust. Klipper. Stuttgart. 1954. Schon bei LebzeitenFreuds hat sie als seine Schülerin gegen seine Auffassung der weiblichen Psychologie, die sie als Fehlschluß betrachtete, Stellung bezogen. Sie fand auch, daß er die Bedeutung der kulturellen Faktoren unterschätzte. Der neurotische Mensch sei ein Produkt dieser, jede Neurose eine Charakterneurose. Der Mensch hat ein Bedürfnis nach Vollkommenheit, aber auch nach rachsüchtigem Triumph, nach Sadismus. Ob diese Betrachtung der menschlichen Veranlagung einem Optimismus entspricht, dessen sich die Verfasserin im Gegensatz zum Pessimismus ihres Meisters rühmt, erscheint uns fraglich. Wie alle kritischen Schüler hatKaren Horney sehr viel anFreud auszusetzen. Der kritische Leser gewinnt aber nicht den Eindruck, daß durch die Zerstückelung seiner Theorie und teilweise andere Akzentuierung die neue Doktrin wertvoller und erfolgsversprechender geworden sei.

  34. Th. v. Uexküll. Der Mensch und die Natur. Verl. Lehner, München. S. 250.

  35. Hans Blüher. Die Achse der Natur. System der Philosophie als Lehre von den reinen Ereignissen der Natur. Stromverl. Hamburg-Bergedorf. 1949. Zur Erläuterung des Titels führt der Autor, der nach Ende des Ersten Weltkrieges durch seine Bücher über die Wandervogelbewegung und die Rolle der Erotik in der mannmännlichen Gesellschaft Aufsehen erregt hat, anPlato anknüpfend aus, Ideen seien als Urbilder im Objekt, Begriffe als Taten des Intellekts im Subjekt durch die Achse der Natur wie Südpol und Nordpol miteinander verbunden. Mit seinen erkenntnistheoretischen Vorgängern springt er recht unsanft um. So erklärt erKants Hauptwerk als durchaus mißlungen.Schopenhauer habe ihn nicht verstanden.Plato sei keine Professorenlektüre, aber die von ihm aufgeworfenen Fragen des Eros seien seither nicht gelöst worden. Das moderne Menschentum ist durch die Entdeckung der Erdachse geschaffen worden. Nach dem Ausspruch des LeibarztesJ. G. Zimmermann im Gespräch mitFriedrich dem Großen bildet das Dasein der Juden einen triftigen Gottesbeweis. Das KeimplasmaAbrahams wurde physisch verändert als persistente Mutation. Die AbstammungslehreDarwins war der gewaltigste Bär, der Europa aufgebunden wurde. Tatsächlich müssen wir im Affen einen Abkömmling des Menschen sehen, in den entdeckten Zwischenformen Kümmerrassen. Die Geschichte der Menschheit erweist sich als ein Fall vom Apfelbiß an, als ein ständiger Höllensturz. Die Urchristen bilden ein drittes Geschlecht.Jesus kann nur nach seinem Titel «Menschensohn» begriffen werden, ist einmalig, unfruchtbar, nicht des Geschlechts teilhaftig. Offenbarung findet sich nur in der Bibel. Nach der Genesis hat sich Gott bei der Schöpfung des Menschen stören lassen, dadurch entstand die Präformierung zur Sünde, später zwei allogene Rassen, die Kinder Gottes und die Töchter der Welt der Menschen. Der Urtext spricht somit gegen die Allmacht und -wissenheit Gottes, und gibt der AuffassungMarkions von ihm als Demiurgen recht. Der Autor will nach der MethodeC. G. Jungs die Angstträume eines Neurotikers dadurch geheilt haben, daß er ihn seine greulichen Visionen zeichnen ließ. Er schließt daraus, daß tierische Mischformen im Unbewußten des Menschen grausige Verwüstungen anrichten.C. G. Jung habe über den Ursprung der Archetypen keine Auskunft gegeben. Der Autor aber nimmt an, daß Tierarten im Momente ihres Aussterbens durch eine Art Osmose ins Kollektivunbewußte eindringen, objektiv mystisch werden und dabei Angst erzeugen, die durch Zeichnen beseitigt werden kann. So sind die Höhlenzeichnungen der Paläolithiker entstanden. AuchJesus als erster und letzter seiner Art «Menschensohn» drang durch seinen Opfertod in das kollektive Unbewußtsein der Menschheit ein. Beim Tod der griechischen Heroen wurde das Einrücken in die nämliche Sphäre durch Bemühungen des Priestertums erzwungen. Der Untergang der griechischen Götterwelt erfolgte durch eine Verlagerung der Polarachse der Natur.Sokrates undEuripides waren ihre Hauptträger. Die Götter wurden in Dämonen verwandelt, und so nahm zur Zeit des Untergangs des Heidentums die Zahl der Besessenen zu. Nicht das, wasChristus gelehrt hat, ist von Bedeutung, nur sein Opfertod. Der Kern des Christentums bildet die natürliche Liebe, nicht die dürftige Nächsten- oder die abwegige Feindesliebe. Die Abdrängung des Christentums auf soziales Gebiet bedeutet eine Verdunkelung der TatJesu. Liebe und Haß sind nicht polar, sondern komplementär, jene primär, dieser aber beginnt schon beim versagten Säugen. In der Natur findet ein gewaltiges Ringen statt darum, ob das Böse den Haß zu seinem Organ zu machen vermag, wie die Liebe am Beginn unserer Zeitrechnung, die Güte in der Liebe ihr Organ fand. In dem über 600 Seiten umfassenden Werk gibt der Autor offenbar einen Überblick über seine ausgebreiteten philosophischen und Natur-, Kunst- und religionsgeschichtlichen Studien und Meditationen während dreier Jahrzehnte. Er gelangt dabei zu einem eigenartigen Kompromiß zwischen den Ketzereien einesMarkion undMani und einem orthodoxen Christentum, das wiederum zwischen Katholizismus und Protestantismus zu vermitteln sucht. Als Psychotherapeut praktiziert er nach der MethodeC. G. Jungs und baut auf dessen Begriff des kollektiven Unbewußten eine obstruse Mystik auf. Man legt das Buch mit gemischten Gefühlen aus der Hand und erinnert sich dabei an denSimplizissimus Grimmelshausens, der sich während des Dreißigjährigen Krieges in eine ähnliche weltabgewandte Gottesversenkung flüchtete, oder an den schlesischen SchusterJakob Boehme, der in seiner gläsernen Kugel ähnliche Visionen erblickte und ausspann.

  36. Hans Trüb. Heilung aus der Begegnung. Eine Auseinandersetzung mit der PsychologieC. G. Jungs. Mit einem VorwortMartin Bubers. Verl. E. Klett, Stuttgart. 1951. Der Autor hat mit dem vorliegenden Bändchen eine Trilogie abgeschlossen, die er 1937 mit «Psychosynthese als seelisch-geistiger Heilungsprozeß» begann, 1947 mit «Vom Selbst zur Welt, Der zwiefache Auftrag des Psychotherapeuten» fortsetzte und nun als Vermächtnis nach seinem allzufrühen Abschied von der Welt hinterlassen hat. Es bedeutet eine Absage anC. G. Jung, dessen Schüler und Schützling er während dreier Dezennien war, und dessen Lehre er den Sieg über die seines LehrersFreud prophezeit. Er fordert vom Psychotherapeuten persönlichen Einsatz und rückhaltsloses Gegenübertreten, eine Aufsprengung des Psychologismus, einen Weg der Schau und Wagnisse. Er stützt sich dabei aufL. Binswanger, V. Frankl u. a., vor allem aber nach langjähriger Freundschaft aufM. Buber, den Philosophen Israels, der dem unvollendeten Werk ein Vorwort beigesteuert hat. Wenn der Autor die Heilung mit einem Sprung über den Abgrund vergleicht, wenn er von der Flucht des Psychotherapeuten und seiner Aufgabe spricht, der durch die Enge hindurch müsse, indem die meisten noch in der oberen Hälfte der Sanduhr sitzen, wenn er erklärt, die Welt trage den Menschen nicht, er falle durch sie hindurch wie durch Seifenschaum, so scheint aus diesen Vergleichen eine verzweiflungsvolle Angst hindurchzuschimmern, die vielleicht mit der Absage an den lang verehrten Mentor zusammenhängt, vielleicht auch mit dem nahe gefühlten Tod. Der Schluß aber, der Mensch sei zu tiefst religiös gestimmt, zeigt, daß diesem ernsthaften Forscher und erfahrungsreichen Arzt auch ein verheißungsvoller Ausweg aus diesen Nöten des Daseins klar geworden ist.

  37. DesAngelus Silesius Cherubinischer Wandersmann, eingeleitet mit einer Studie «Über den Wert der Mystik für unsere Zeit», vonWilhelm Bölsche. Verl. Eugen Diederichs, Jena und Leipzig, 1905.

  38. O. Pfister. Das Christentum und die Angst. Eine religionspsychologische, historische und religionshygienische Untersuchung. Artemis-Verlag, Zürich, 1944.

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  39. Ernst Simenauer.Rainer Maria Rilke. Legende und Mythos. Verl. P. Haupt, Bern. 1953.

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  40. Vgl. dazuA. Kielholz. Sigmund Freud und das Problem des Krieges. Junge Schweiz. Nr. 11/12. Dez. 1954.

  41. Madeleine Wautrier. Un Victime d'Amour. Mont-Blanc, Genève. 1948. Préface du DrR. Laforgue, Avant-propos deP. Denal. Die Verfasserin, von der eine Flugreisebeschreibung aus Afrika durch die franz. Akademie preisgekrönt wurde, gibt hier eine Pathographie der 1897 im Alter von 24 Jahren an Tuberkulose verstorbenen KarmeliterinTherese von Lisieux vom Kinde Jesu und vom heiligen Antlitz, die als eine Zeitgenossin des Eiffelturms und des synthetischen Parfüms heiliggesprochen wurde. Ein Journalist will festgestellt haben, daß sie 100 Millionen Bewunderer mehr hatte, als der FilmstarRita Hayworth. Als fünfte und jüngste Tochter eines frommen Ehepaars folgte sie ihren vier Schwestern schon mit 15 Jahren ins Kloster, nachdem sie den Widerstand der dortigen Vorgesetzten durch eine Pilgerfahrt nach Rom und eine persönliche Bitte beim Papst überwunden hatte. Ihrem Stolz konnte nichts auf Erden genügen, schreibt die Biographin, die mit Laienaugen und agnostischem Geist von der jugendlichen Heiligen ein bescheidenes, schmerzlich-menschliches Bild von der Erde aus, nicht vom Himmel her, aber mit dem Licht der Liebe, mit Zärtlichkeit, Verständnis und Mitleid zu geben versucht hat. Es ist ihr gelungen, und auch Nichtkatholiken werden von diesem eigenartigen Wesen, das in einer besondern Atmosphäre aufgewachsen ist und wie ein Spätling mittelalterlicher Mystik wirkt, beeindruckt werden.

  42. Oswald Spengler. Der Mensch und die Technik. Beitrag zu einer Philosophie des Lebens. Verl. C. H. Beck, München, 1932. 36.-45. Tausend. Frevel und Sturz des faustischen Menschen ist größer als alles, wasÄschylos undShakespeare je geschaut. Die Schöpfung erhebt sich gegen den Schöpfer, der Mikrokosmos Maschine gegen den nordischen Menschen. S. 75. Die Maschine ist letzten Endes ein Symbol, wie ihr geheimes Ideal, das Perpetuum mobile. 79. Dieses ist ein Produkt der Klosterzelle. 69. Die Flucht des geborenen Führers vor der Maschine beginnt. 82. Durch die weißen Völker ist an Technik Verrat begangen worden. Wir haben keine Krise, sondern den Beginn einer Katastrophe. 87. Optimismus ist Feigheit, Ausharren auf verlorenem Posten Pflicht. Ein Jahr vor der Machtergreifung des Führers und Jahre vor der Erfindung der Atombombe geschrieben, erweist das Buch die scharfe Sehergabe des Untergangspropheten.

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  43. Vgl.A. Kielholz. Psychotherapie, Seelsorge und Gewissen. Sch. M. W. 81. Jg. H. 22. 1951. Ich bin darin u. a. zum Schluß gekommen, daß es bei der Grenzbereinigung beider Berufsausübungen nicht angeht, einfach alle Psychosen und Neurosen dem Psychotherapeuten zuzuweisen. Es gibt Geisteskranke, die durch Zuspruch und Bemühung des Geistlichen für den Psychiater zugänglich gemacht werden. Bei der stets wachsenden Zahl der Neurotiker muß auch der Seelsorger eingreifen können. Viele Psychopathen und Perverse wenden sich anderseits zuerst an ihn und sollten oft zweckmäßigerweise durch ihn dem Psychotherapeuten zugeleitet werden.

  44. Vgl. das soeben erschienene Werk: Geistige Hygiene. Forschung und Praxis. Herausgegeben von Dr. med.Maria Pfister-Ammende. Verl. Benno Schwabe & Co., Basel. 1955.

  45. P. de Kruif. Wunder der Heilkunde und die Ärztewelt. Neue wissenschaftliche Entdeckungen. Der Menschheit große Hoffnungen. Orell Füssli Verlag, Zürich. 1951.

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Nach einem Vortrage, gehalten am 10.September 1955 in der Schweizerischen Psychoanalytischen Gesellschaft in Zürich.

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Kielholz, A. Von der Krankheit, nicht krank sein zu können. Z. Präventivmed 2, 47–70 (1957). https://doi.org/10.1007/BF02041032

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