Zusammenfassung
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1.
Bei Melandrium rubrum und album keimten in Gelatihe-Rohrzuckerkulturen die größten und am besten aussehenden Pollenkörner in einem sehr viel geringeren Prozentsatz aus, als nach ihrer Zahl zu erwarten gewesen wäre.
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2.
Die hierdurch bedingte Certation konnte durch Alkoholbehandlung noch stark zugunsten der kleinsten Körner verschoben werden.
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3.
Die Gesetzmäßigkeit bezüglich der Kernplasmarelation, die wir früher für Cassia und Primula ableiteten, gilt auch für Melandrium. Im großen und ganzen sinkt also mit der Größenzunahme der Pollenkörner der Kernanteil, und ein regulatives Wachsen des Kerns findet nicht statt. Diese Tatsache spricht für die Bedeutung der Größe der Kernoberfläche beim Auskeimen des Pollens.
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4.
Bei den Faktoren, die auf die Größe der Pollenkörner von Einfluß sind, müssen innere und äußere unterschieden werden. Die Innenfaktoren wirken nach unserer Hypothese so, daß die in den Y-Chromosomen lokalisierten Genkonstellationen auf ein Kleinerbleiben, die in den X-Chromosomen lokalisierten auf ein Größerwerden der Zellen tendieren. Aber auch schwächerer Nährstoffzufluß wirkt auf Verkleinerung, stärkerer auf Vergrößerung hin. Die allerkleinsten Pollenkörner sind nun solche, die sowohl geno- wie phänotypisch mehr nach „Männlichkeit,‘ die allergrößten ebenso solche, die mehr nach „Weiblichkeit“. gerichtet sind. In den Mittelklassen finden wir beide Sorten Pollenkörner nebeneinander. Es ist anzunehmen, daß infolge des größeren Chromatingehalts die weiblichen hier etwas besser als die männlichen keimen oder auswachsen werden.
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5.
Correns' experimentelle Befunde, wonach für gewöhnlich die ♀ determinierten Pollenkörner, nach Alkoholbehandlung aber die ♂ determinierten im Vorteil sind, lassen sich mit unseren cytologisehen Daten und daran anschließenden Überlegungen gut in Einklang bringen.
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Tischler, G. Ein Beitrag zum Verständnis des Certations-Problems bei Melandrium. Planta 1, 332–342 (1925). https://doi.org/10.1007/BF02039224
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