Zusammenfassung
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1.
10 mg/kg Morphinum hydrochloricum i. v. oder s. c. bewirken beim Kaninchen für die Dauer von mehreren Stunden neben Schläfrigkeit, Herabsetzung der Motilität und der Erregbarkeit des Atemzentrums eine deutliche Einschränkung des Sauerstoffverbrauches, die in der zweiten Hälfte der 1. Stunde nach der Injektion durchschnittlich 18,6–15,2% beträgt. Im weiteren Versuchsverlauf steigt der Sauerstoffverbrauch kontinuierlich wieder an, um am Ende der 4. Stunde den Normalwert zu erreichen.
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2.
25 mg/kg Pernocton i. v. oder 50 mg/kg Pernocton s. c. verursachen neben einem Schlaf von mindestens 60 Minuten ebenfalls eine Einschränkung des Atemvolumens und des Sauerstoffverbrauches für etwa 4 Stunden. In der zweiten Hälfte der 1. Stunde nach der Injektion ist der Sauerstoffverbrauch durchschnittlich um 9,7–11,3% herabgesetzt.
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3.
Die Tatsache, daß Morphin im Vergleich zu Pernocton eine um etwa 50% stärkere Abnahme des Sauerstoffverbrauches bedingt, obwohl sich die Pernoctontiere zur angegebenen Zeit ebenso regungslos verhalten wie die Morphintiere, legt die Annahme einer spezifischen Stoffwechselwirkung des Morphins nahe.
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4.
Nach intravenöser Injektion von Pernocton kommt es regelmäßig nach dem Erwachen der Tiere zu einer erneuten Einschränkung der Sauerstoffaufnahme, deren Ursache wir in einer Diffusionserschwerung durch Kapillarschädigung sehen.
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5.
25 mg/kg Evipan oder Eunarcon i. v. bewirken eine Narkose von 15 bzw. 10 Minuten Dauer, während der es trotz erheblicher Herabsetzung des Atemvolumens und der Motilität zu einem Mehrverbrauch von Sauerstoff kommt. Dieser Sauerstoffmehrverbrauch ist weitgehend von der Ausschüttung von Depotblut in die Blutbahn beim Absinken des Blutdruckes abhängig.
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6.
Die Kohlensäureausscheidung wird, von zeitlichen und quantitativen Unterschieden abgesehen, durch die 4 genannten Pharmaca im gleichen Sinne beeinflußt: Bei Abnahme der Erregbarkeit des Atemzentrums findet eine Kohlensäureretention statt als Ausdruck einer Erhöhung der Alkalireserve, bei wiederansteigendem Atemvolumen kommt es fast regelmäßig zu einer starken Kohlensäureausschwemmung, entsprechend dem Wiederabsinken der Alkalireserve.
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D 26.
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Kreuder, E. Über die Wirkung von Morphin, Pernocton, Evipan und Eunarcon auf den respiratorischen Gaswechsel des Kaninchens. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 191, 670–686 (1939). https://doi.org/10.1007/BF02007588
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