Über die Bestimmung der zirkulierenden Blutmenge beim Menschen

Zusammenfassung

Es wird eine nach dem lichtelektrischen Differenzverfahren von Hartmann konstruierte, in der Ausführung modifizierte Apparatur zur Bestimmung des Kohlenoxydgehaltes und der Hämoglobinkonzentration im Blut beschrieben. Das Kohlenoxydhämoglobin kann mit einer Genauigkeit von ±0,5% CO−Hb, der Hämoglobingehalt mit einer solchen von ±0,3 bis ±0,5% Hb bestimmt werden.

Die Methode bietet zur Bestimmung der zirkulierenden Blutmenge beim Menschen folgende Vorteile:

• 1. Die große Genauigkeit der CO−Hb-Bestimmung erfordert nur relativ geringe, auch in pathologischen Fällen ungefährliche CO-Gasmengen.

• 2. Die Möglichkeit, die Hb-Konzentration des Blutes in derselben Blutmenge wie die CO−Hb-Konzentration zu bestimmen, erlaubt es, den zur Berechnung der zirkulierenden Gesamtblutmenge notwendigen, nur ungenau zu ermittelnden Hämatokritwert zugunsten des sehr genau feststellbaren Hämoglobingehaltes des Blutes zu verlassen.

• 3. Da zur Bestimmung des CO−Hb-Gehaltes nur sehr geringe Blutquantitäten notwendig sind (25 cmm), ist es möglich, zu gleicher Zeit an verschiedenen Körperstellen den CO−Hb-Gehalt zu messen.

Die Blutmengenbestimmung nach dem CO-Verfahren wird an Hand der Literatur und eigener Versuche besprochen und die Vorteile gegenüber den Farbstoffmethoden hervorgehoben.

Vor allem wird die Verteilung des CO im Blute nach der CO-Inhalation untersucht. Bestimmungen der CO−Hb-Konzentration im Blut des Ohrläppchens, des Fingers, der Zehe und der V. cubitalis ergaben, daß bei herzgesunder liegender Versuchsperson 5–9 Minuten nach der CO-Inhalation das CO im Körper gleichmäßig verteilt ist, dagegen bei sitzender V. P. die Verteilung nach derselben Zeit nur in einem Teil der Fälle eine gleichmäßige ist. Bei einem anderen Teil bestehen Differenzen in der CO-Verteilung derart, daß der höchste Gehalt im Ohrblut, der niedrigste im Zehenblut ist, während derjenige des Fingerblutes dazwischenliegt und meist mit dem Blut der V. cubitalis übereinstimmt. Die Bedeutung dieser Befunde für die Berechnung der zirkulierenden Blutmenge wird besprochen.

Bestimmungen der Hb-Konzentration des Blutes an verschiedenen Körperstellen (Ohr, Finger, Zehe, V. cubitalis, V. mesenterica) ergeben keine meßbaren, über dem Bestimmungsfehler liegenden Unterschiede.

Es wird ferner auf die Notwendigkeit hingewiesen, vor jedem Versuch den “Leerwert” des CO−Hb bei der V. P. zu bestimmen, da im Blute unserer V. P. vor dem Versuch CO−Hb-Mengen von 0–5% festgestellt worden sind und diese bei der Berechnung der zirkulierenden Blutmenge mitberücksichtigt werden müssen.